08.09.2021: Kundler Klamm: Blüten des Schwalbenwurz-Enzians, Gehäuseschnecke, Raupe des Mondvogels, Grüner Sauerampferkäfer, Graubindige Mohrenfalter, Raupe des Pappelschwärmers, Schlupfwespe, Listspinnen, Blüte des Sumpf-Herzblatts, Gartenkreuzspinnen, Pestwurz-Plattleibfalter, Steinmännchen, Südalpen-Grashüpfer, Deutsche Skorpionsfliege, Ackerhummeln, Rotflügelige Moderkäfer, Gemeine Langbauchschwebfliege, Raupe der Pfeileule, Raupen des Landkärtchen
Aufgrund des Wetterberichts spontan entschieden, die Kundler Klamm noch einmal aufzusuchen.
Es ist noch früher Vormittag und kühl in der Klamm. Eine angebissene tote Fliege ist das erste was auffällt. In der Nähe sitzt eine Fliege, die es aber nicht gewesen sein kann, denn sie saugt an den Blüten.


An wenigen Stellen in der Klamm erfreuen die Blüten des Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea). Es gibt noch einiges, was in der Klamm blüht.

Auf einem Blatt bewegt sich eine kleine Gehäuseschnecke in Schneckengeschwindigkeit.

Als ich in den sonnigen Bereich der Klamm komme, sehe ich die erste Raupe. Es ist die Raupe des Mondvogels (Phalera bucephala), oder wie der Österreicher sagt des Mondflecks, die die Blätter der vermutlich Großblättrigen Weide (Salix appendiculata) frisst. Der Mondvogel ist ein Nachtfalter. Er ist in Laubwäldern und Parks vom Flachland bis ca. 1.600 Meter Höhe anzutreffen. Den Falter habe ich noch nicht gesehen.




Auf einem Blatt ist ein Grüner Sauerampferkäfer (Gastrophysa viridula) unterwegs.

Einige Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops) fliegen noch.



Die nächste Raupe hängt an einem Blatt, das im Wind etwas hin- und herschaukelt. Es ist die Raupe des Pappelschwärmers (Laothoe populi). Der Pappelschwärmer ist ein Nachtfalter und gehört zu den größeren Faltern Mitteleuropas. Die Raupen besitzen den für Schwärmer typischen hornartigen Fortsatz am Hinterleib (Analhorn). Seinen Namen hat er von den Futterpflanzen der Raupe, den Pappeln, an denen die Eier abgelegt werden. Auch diesen Falter konnte ich bisher nicht in freier Wildbahn sehen.


Im Gebüsch fliegt eine Schlupfwespe (Ichneumonoidea sp.) umher. Zitat von Jürgen Peters, dem Moderator des Insektenforums: „Es gibt über 5.000 Ichneumonoidea (Ichneumonidae und Braconidae) allein in Deutschland (plus mehrere Tausend parasitoider Wespen aus anderen Gruppen). Ganz im Gegensatz dazu gibt es nur eine Handvoll Ichneumonoidea-Experten hierzulande, die sämtlich hier (Anmerkung: im Forum) nicht mitlesen. Auch sind diese angesichts der Artenzahl meist spezialisiert auf kleine (oft wirtschaftlich relevante) Untergruppen. Doch auch diese Spezialisten bestimmen Schlupfwespen nicht nach Fotos, sondern unter dem Mikroskop (Anmerkung von mir: wie denn auch sonst! Merke: Biologen sind für Artenvielfalt unter dem Mikroskop). Selbst von großen, auffälligen Arten gibt es fast immer einen oder mehrere Doppelgänger, bei den vielen kleineren ist die Sache sowieso von vornherein aussichtslos. Ich als Laie erkenne halbwegs zuverlässig am Foto vielleicht vier, fünf Spezies (von 5.000!) – die ganz seltenen „Unikate“. Und von denen gewöhnlich auch nur eins der beiden Geschlechter, während es beim anderen wieder zig Doppelgänger gibt. Spezialisten mit einiger Erfahrung können sicher mehr Arten nach Fotos unterscheiden, sie tun es gewöhnlich nur nicht.

In Jagdstellung wartet eine Listspinne (Pisaura mirabilis) auf Beute.

An einem Blatt hängt an einem Faden ein etwas, das eine Schmetterlingspuppe sein könnte. Im Lepiforum wurde auf meine Frage, was es sein könnte, wie folgt geantwortet: „Aufmachen und reinschauen. Von außen sieht man doch nur das Blatt“. Das wollte ich aber nicht, da dadurch wieder alles aus reiner Neugier zerstört wird.


An wenigen Stellen ist die Blüte des Sumpf-Herzblatts (Parnassia palustris) zu sehen. Sie sitzt auf einem dünnen, blätterlosen Stengel.

Eine Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) ist am Aussaugen ihres Opfers.

Eine weitere Listspinne dürfte gerade etwas gefangen haben oder macht gerade Großputz, da ich ein Opfer nicht sehen kann.


In einem anderen Spinnennetz hat sich ein Pestwurz-Plattleibfalter (Agonopterix petasitis) verfangen und wird bereits von der Spinne „umarmt“.

An der Wildschönauer Ache, die durch die Kundler Klamm fließt, oder besser gesagt, die sie erzeugt hat, wachsen Pflanzen, die jetzt noch Blühen. Am Bachbett sind jede Menge Steinmännchen aufgestellt. Steinweibchen suche ich vergeblich. Arme Gesellen.


In Richtung Ausgang der Klamm (zwischen dem Gasthaus Kundler Klamm und der Kundler Klamm Brücke) ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Südalpen-Grashüpfer (Chorthippus eisentrauti) unterwegs. Er gerät in ein Spinnennetz und verhält sich dort ganz ruhig. Als ich ihm zur Rettung näher komme, hüpft er einfach aus dem Netz. Im Anschluss macht er eine Bergtour und klettert bei hohem Schwierigkeitsgrad auf der Felswand fast senkrecht nach oben. Es ist nach 14 Uhr und die Felswand wird von der Sonne voll beschienen. Im Forum „naturbeobachtung.at wurde der Fund wie folgt kommentiert, nachdem ich mitgeteilt habe, wo ich den Grashüpfer gesehen habe: „Der Fundort war demnach um einiges höher oben? Das passt auch besser. Günther schrieb „starke Tendenz zu Chorthippus eisentrauti“ (nehme an wegen des intensiven rot?) was ein super Fund wäre. Nur ist diese Art = „Schwesternart“ vom Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus) eigentlich nur über den Gesang Nachzuweisen. Insgesamt gibt es in Österreich nicht allzuviele belegte Funde.“ Singen will er nicht, auch nicht auf Anfrage. Leider. So wird letztendlich die eindeutige Bestimmung erschwert.







Nahe am Parkplatz untersuche ich die Gebüsche. Ein Männchen der Deutschen Skorpionsfliege (Panorpa germanica) fällt mir sofort ins Auge.

Ackerhummeln (Bombus pascuorum) sind noch fleißig bei der Nektarsuche.

Auf einem Blatt läuft ein Käfer unruhig hin und her. Es scheint ein Kurzflügler (Staphylinidae sp.) zu sein. Er sieht aus wie der Rotflügelige Moderkäfer (Staphylinus dimidiaticornis).



Nicht weit davon entfernt krabbelt eine Gemeine Langbauchschwebfliege (Xylota segnis) auf einem Blatt.

Auch hier hat eine Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) ein Opfer gefunden, dass sich im Netz verhangen hat.

Eine Raupe der Pfeileule (Acronicta psi) frisst auf einem anderen Blatt.

Auf Brennnesseln sind die Raupen des Landkärtchen (Araschnia levana) anzutreffen. Und so ist es auch hier. Damit konnte ich vier Raupenarten bei einem Spaziergang entdecken.

