Costa Rica, Reiseberichte
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Costa Rica – Tag 9

Tag 9: Bootsfahrt auf dem Rio Frio

Früh morgens, noch vor dem Frühstück, gehe ich auf den Balkon meiner Unterkunft Casa Luna Hotel & Spa (La Fortuna). Der Dschungel ist hier ganz nah, die Luft noch kühl und feucht vom nächtlichen Regen. Die Vogelwelt ist schon aktiv. Eine Braunschwanzamazilie (Amazilia tzacatl) sucht schon eifrig nach Nektar. In den Büschen vor dem Balkon bewegt sich eine Gruppe Graukopftschatschalaka (Ortalis cinereiceps). Ich habe diese Vögel schon in der Parkanlage meines Ankunftshotels gesehen. Jetzt sind sie aber gewissermaßen auf Augenhöhe und gut zu beobachten. Besonders scheu scheinen sie hier nicht zu sein. Es gibt einen weiteren Vogel zu entdecken, den Riefenschnabelani (Crotophaga sulcirostris), der zur Familie der Kuckucke gehört, aber eher an eine Krähe erinnert. Von weitem sieht sein Gefieder schwarz aus, aber im Licht schillert es in dunklen bräunlich-bläulichen Farben. Die Graukopftschatschalaka sind mittlerweile auf die Dächer der Unterkünfte gehüpft und putzen ihr Gefieder in der jetzt schon warmen Morgensonne.

Heute wird es spannend. Es ist die erste Fahrt auf einem Dschungelfluss, eine Bootsfahrt auf dem Rio Frio. Im Norden Costa Ricas windet sich der Río Frío durch die Landschaft. Er verbindet den im nördlichen Nachbarland gelegenen Nicaraguasee mit einem Gewässer, das sich im großen Naturschutzgebiet Caño Negro befinden. Es ist das wichtigste Feuchtgebiet Costa Ricas. Die sumpfigen Uferzonen bieten einerseits den permanent in dem Gebiet heimischen Tieren wie den vielen Krokodilkaimanen einen Lebensraum. Andererseits ziehen sie im Frühling und Herbst Zugvögel an, die die Gegend zum Rasten und zum Fressen aufsuchen, um ihre körpereigenen Fettreserven aufzufüllen.

Startpunkt der Bootstour ist der kleine Ort Los Chiles. Wir fahren mit dem Boot bis an die Grenze zu Nicaragua. Als das Boot startet, gibt es bereits viel zu beobachten. Mangroveschwalben (Tachycineta albilinea) jagen Fluginsekten und am Ufer sind Graubrustschwalben (Progne chalybea) zu sehen. Ein großer Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) wärmt sich nahe dem Bootsliegeplatz und zeigt seine strahlend weißen Blend-a-med-Zähne. Im sumpfigen niedrigen Wasser jagen Grünreiher (Butorides virescens). Gelbstirnblatthühnchen (Northern Jacana) halten sich mehr auf festem Grund am Rande auf, da sie nicht gern schwimmen. Sie betreiben Vielmännerei. Ein Weibchen paart sich mit bis zu vier Männchen, die vier schwarz-gefleckte braune Eier in einem schwimmenden Nest ausbrüten und die Jungen versorgen. Das Weibchen verlässt ihre Partner nicht, sondern hält zu jedem eine Bindung aufrecht. Vielleicht eine Lösung für Länder, in denen es Männerüberschuss gibt. Auch Pferde lieben das frische Gras.

In Gruppen haben sich Schmuckreiher (Egretta thula) versammelt. Gestört werden sie von den Olivenscharben (Phalacrocorax brasilianus), die in großen Trupps nach Beute fischen. Die Konkurrenz um die besten Plätze und Fische ist groß. Zurück beim Bootsliegeplatz bleibt ein Kanadareiher (Ardea herodias). In den Bäumen am Ufer sitzt ein Trauerkönigstyrann (Tyrannus melancholicus). Im Geäst eines anderen Baumes ist ein seltsamer Vogel zu sehen. Es ist ein Amerikanischer Schlangenhalsvogel (Anhinga anhinga). Auch ein Vogelnest wird entdeckt, aber der dazugehörige Vogel ist wohl schon ausgeflogen. Ein Rallenkranich (Aramus guarauna) wartet auf einen günstigen Moment um zuzuschlagen. Ein Blaureiher (Egretta caerulea) sitzt auf dem Dach eines am Ufer liegenden Bootes. Die Mangroveschwalben fliegen noch immer in großer Geschwindigkeit um unser Boot, während eine Olivenscharbe ihr Gefieder trocknet.

Es ist sehr aufregend, all die vielen neuen Vogelarten innerhalb von 30 Minuten zu sehen, in der das Boot flussaufwärts eine kleine Runde gedreht hat.

Nun geht es flussabwärts Richtung der Nicaraguanischen Grenze. Hier eine Auflistung der Vögel, Reptilien und Säugetiere, die innerhalb der nächsten 80 Minuten zu sehen waren: Nachtreiher (Nycticorax nycticorax), Grünfischer (Chloroceryle americana), Grünreiher, Schmuckreiher, Rotbrustfischer-Weibchen (Megaceryle torquata), Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons), Fledermausfalken Paar (Falco rufigularis), Mangroveschwalbe, Weißschwanzaar (Elanus leucurus), Amazonasfischer (Chloroceryle amazona), Zwergbinsenralle (Heliornis fulica), Waldstorch (Mycteria americana), Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata), Truthahngeier (Cathartes aura), Mohrenbussard (Buteo albonotatus).

Rio Frio Caño Negro Wildlife Refuge Costa Rica

An der Grenze angekommen, gibt es ein kleines Mittagessen auf dem Boot. Am Ufer jagt eine Libelle, eine Red-mantled dragonlet (Erythrodiplax fervida). Gegenüber ist ein Silberreiher (Ardea alba) zu erkennen. Neben dem Nachreiher und dem an die Algarve abgetriebenem Grünreiher die einzigen Vögel in Costa Rica, die ich aus Europa kenne. Ein Amazonasfischer-Männchen sitzt weiter entfernt auf seinem Ansitz. Einheimische fahren in einem Kanu nach Nicaragua.

Während des Mittagessens nähert sich eine Gruppe Kapuzineraffen (Cebinae). Als sie uns sehen, werden akrobatische Nummern vorgeführt. Faszinierend. Es scheint ihnen ein großes Vergnügen zu machen, zu zeigen, was sie drauf haben. Am Ende der Show kommt einer aus der Gruppe bis auf wenige Meter an das Boot heran. Jetzt heißt es vorsichtig zu sein, nicht dass er noch auf das Boot springt und sonst was bei uns anfangt. Nach dieser überraschenden Vorstellung geht es schnell zurück zum Ausgangspunkt der Reise. In dem Ort Los Chiles wachsen genügsame Pflanzen sogar auf Stromleitungen.

Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel gibt es einen Nachmittagsstopp im Restaurant des Centro Turístico Las Iguanas im kleinen Dorf Muelle San Carlos. Hier waren wir schon. Es ist eine weitere Gelegenheit, die Grünen Leguane (Iguana iguana rhinolopha) zu beobachten.

Zurück beim Hotel sitzt ein Trauerkönigstyrann auf seiner Sitzwarte und wartet schon auf mich.

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Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

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