28.07.2023 Moorgebiet Eglinger/Ascholdinger Filz (475): Gemeine Strauchschrecke, Gemeine Grashüpfer, Hellgefleckter Dickmaulrüssler, Purpurroter Zünsler, Sumpf-Mooszünsler, Blauäugige Waldportiere, Färber-Scharte, Sprossender Bärlapp, Blauflügel-Prachtlibellen, Schwarze Heidelibelle, umgefallene Fichte, Grüner Minzen-Blattkäfer, Schlupfwespe, Moortümpel, Weißstirn-Weißspanner, Grüne Huschspinne, Heidekraut-Palpenmotte, Labyrinthspinnen, Argus-Bläuling, Wespenspinnen, Gemeiner Strauchdieb, Zwitscherschrecke, Sumpfschrecke, Rothalsbock, Mäusebussard
Der Routenplan zeigt rot markiert die gewanderte Strecke.

Der Wanderweg startet am Sportplatz in Ascholding. Er führt Richtung Norden über Wiesen, einer kleinen Bachbrücke an ein Waldstück. Am Waldrand in der mageren Feuchtwiese hüpft und wuselt es von Schrecken aller Arten. So ist hier z.B. ein Weibchen der Gemeinen Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera) genauso unterwegs wie viele Gemeine Grashüpfer (Pseudochorthippus parallelus), im Bild ein Männchen.




Auf einem Blatt saugt ein Hellgefleckter Dickmaulrüssler (Otiorhynchus gemmatus).

Der Weg führt entlang des Moosbaches. Hier ist der wunderschöne kleine Purpurrote Zünsler (Pyrausta purpuralis) heimisch.


Viele Sumpf-Mooszünsler (Catoptria margaritella) schwirren umher und setzen sich mit angelegten Flügeln an Grashalmen nieder.

Hier fühlt sich auch der Blauäugige Waldportier (Minois dryas) wohl und sucht die Blüten der Färber-Scharte (Serratula tinctoria) auf.


In den Wald ausweichend kann ein breiter Entwässerungsgraben ohne Risiko überquert werden. Dadurch Entdeckung einer größeren Fläche bedeckt mit dem eigenartigen Sprossenden Bärlapp (Spinulum annotinum), im Volksmund auch Drudenfuß oder Hexenkraut genannt.

Viele Weibchen der Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) ruhen auf Blättern.

Zu meiner Überraschung finde ich hier ein Weibchen der Schwarzen Heidelibelle (Sympetrum danae), die sich von mir in der Allacher Lohe nicht fotografieren ließ.

Nicht weit entfernt liegt vor mir ein umgefallener Riese. Der Sturm hat den Fichten-Flachwurzler umgehauen. Das Wurzelwerk beträgt ca. fünf Meter im Durchmesser. Der Versuch, ihn wieder aufzurichten musste natürlich scheitern.



Nach Überquerung des Moosbachs mittels einer Geländerbrücke führt der Pfad zu einer größeren Fläche, die mit Betonplatten bedeckt ist. Es ist das Fundament des ehemaligen Betriebsgeländes des Torfwerks. 1977 wurde der maschinelle Torfabbau eingestellt. Schwierig, wo geht der Weg weiter? Nix zu sehen! Windbruch, mannshoher Aufwuchs versperrt alle Wege und Ausblicke. Während meine Führerin, die gute Moornixe (nicht zu verwechseln mit der hinterlistigen Moorhexe) herauszufinden versucht, wie es weitergeht, fotografiere ich in der Zwischenzeit einen Grünen Minzen-Blattkäfer (Chrysolina herbacea).

Auch wunderschön die durchwegs markant gezeichnete Schlupfwespe (Ichneumonidae). Aber dazu ein ernüchternder Kommentar von Jürgen Peters bzgl. Bestimmung bzw. Nichtbestimmbarkeit nach Fotos: „Es gibt ca. 5.000 Ichneumonoidea allein in Deutschland (plus mehrere Tausend parasitoider Wespen aus anderen Gruppen). Ganz im Gegensatz dazu gibt es nur eine Handvoll Ichneumonoidea-Experten hierzulande, die sämtlich im insektenfotos.de Forum nicht mitlesen. Auch sind diese angesichts der Artenzahl meist spezialisiert auf kleine (oft wirtschaftlich relevante) Untergruppen. Doch auch diese Spezialisten bestimmen Schlupfwespen nicht nach Fotos, sondern unter dem Mikroskop. Selbst von großen, auffälligen Arten gibt es fast immer einen oder mehrere Doppelgänger, bei den vielen kleineren ist die Sache sowieso von vornherein aussichtslos. Ich als Laie erkenne halbwegs zuverlässig am Foto vielleicht vier, fünf Spezies (von 5.000!) – die ganz seltenen „Unikate“. Und von denen gewöhnlich auch nur eins der beiden Geschlechter, während es beim anderen wieder zig Doppelgänger gibt. Deshalb auch bei dieser Wespe: von mir nur Ichneumonidae sp. (Weibchen). Scheint eine häufige Art zu sein, gibt es hier jedenfalls zahlreich. Bestimmt habe ich sie aber noch nicht bekommen. Ich will dir nicht den Spaß nehmen, doch ich fotografiere nur noch selten Schlupfwespen, da eine ID gewöhnlich sowieso nicht möglich ist.“


Mittlerweile ist es klar, wo es weiter geht. Prompt taucht ein Schild auf, das Auskunft über das Filz gibt (Renaturierungsprojekt des LBV von 2003).

Endlich ist der Blick frei auf die Moortümpel. Beinahe wäre ich noch gestolpert und hätte Bekanntschaft mit dem dunklen Moorwasser gemacht. Die schwimmenden Inseln wären mir dabei auch keine Hilfe gewesen. Und womöglich hätte ich noch mit dem düsteren Moorackl Bekanntschaft gemacht. Gefürchtet von jeher, weil er nachts Kinder holt, die nicht in ihren Betten liegen. So jedenfalls hat man in der guten alten Zeit die Kinder „pädagogisch wertvoll“ diszipliniert. Ja, die gute alte Zeit.





Weißstirn-Weißspanner (Cabera pusaria) und Sumpf-Mooszünsler fühlen sich auch hier wohl. An einem Grashalm wurde von einem unbekannten Insekt ein Eigelege angebracht.



Ein Weibchen der Grünen Huschspinne (Micrommata virescens) spielt mit mir Verstecken. Es dauert, bis ich sie frei zu Gesicht bekomme.


Ein schmaler Pfad führt zu einem Gelände, wo der Torf nur oberflächlich abgebaut war. Eine Wiese mit Besenheide, die im August das Auge noch erfreuen wird. Auch hier zu finden der Sumpf-Mooszünsler und eine Heidekraut-Palpenmotte (Aristotelia ericinella).



Diese Fläche, die überraschend trocken ist, ist das Reich der Labyrinthspinne (Agelena labyrinthica). Überall sind ihre Fallen zu sehen. Bin sehr froh, dass die Spinnen so klein sind. Mittlerweile ist kein Pfad mehr zu sehen. Hilfe, jetzt ist guter Rat teuer. Aber bald wird ein am Boden liegendes Schild gefunden, vermutlich ist der Weg nicht völlig verwachsen.







Die Moorfläche ist sicher überquert, eine geländerlose Brücke führt erneut über den Moosbach. In den folgenden Wiesen sind der Blauäugige Waldportier und der Argus-Bläuling (Plebeius argus) Zuhause.



Dies ist auch das Reich der Wespenspinnen (Argiope bruennichi). Eine hat eine Heuschrecke zum Paket verschnürt. Sie lebt noch, schließlich soll sie frisch bleiben.




Auf totem Geäst sitzt eine Raubfliege, es ist vermutlich der Gemeine Strauchdieb (Neoitamus cf. cyanurus). Im Gras ist ein Weibchen der Zwitscherschrecke (Tettigonia cantans) auf der Jagd. Zuerst dachte ich, es ist das Grüne Heupferd, aber bei genauer Betrachtung enden die Flügel am Beginn der Legeröhre.



Ein wunderschönes Weibchen der Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) bewegt sich auch durch das hohe Gras.

An einem Weiler vorbei geht es eine kurze Strecke an der St 2072 bis zur Torfwerkstraße. Dort einbiegen, eine Brücke überschreiten und wieder taucht das Fundament des ehemaligen Betriebsgeländes des Torfwerks auf. Gesucht wird der „Weg“ nach Westen entlang des alten Bahndamms. Alles mit Gebüsch und Strauchwerk versperrt. Aber natürlich wird der Pfad gefunden (aber natürlich nicht von mir). Er ist streckenweise kaum mehr begehbar. Es ist noch nicht lange her, da konnte man ihn mit dem Fahrrad befahren. Aber das ist vorbei. An einer Stelle muss durch die Baumkrone eines großen entwurzelten Baumes gekraxelt werden. Am Rande des „Wegs“ erfolgt aber die Belohnung. Ein Weibchen des Rothalsbocks (Stictoleptura rubra) ist zu sehen.




Der Blick fällt immer wieder auf die Moorflächen mit den wunderschönen Kiefern.


Ein neuer Weg zurück wird gesucht und gefunden. Kurz vor Ende des Wegs zum Sportplatz in Ascholding geht es wieder durch die Wiesen von Bauern. Auf der Wiese ein Mäusebussard auf der Jagd. Wie eine Katze sitzt er in der Wiese und wartet, bis sich eine Maus oder Grille blicken lässt.

Anmerkung: Ich würde jedem raten, der ins Moor hinein und wieder herausfinden möchte, nur mit einer gebietskundigen Person dieses Abenteuer nachzuvollziehen. Sonst könnte es 500 Jahre dauern, bis derdiedas selbige als Moorleiche wieder an die Oberfläche kommt.
Texthilfe und einige Landschaftsbilder mit freundlicher Genehmigung der Moornixe.
