Tag 2 (26.03.2022): Scheckenten und Eisenten
Für heute ist Sturm angesagt und er ist auch schon da. Einen Gimpel kann ich noch auf die Schnelle fotografieren. Dann brechen wir früh am Morgen auf und versuchen noch einmal bei besserem Licht den Sperlingskauz für uns zu interessieren. Nach Nachtfrost ist es im Wald sehr kalt und windig, und trotz aller Lockrufe hat er keine Lust zu kommen. Dafür finden wir eine Dachsspur. In den Pfützen ist das Wasser gefroren.



Also fahren wir auf die Halbinsel Ninase zum Hafen von Saaremaa und erfreuen uns an den arktischen Scheck- und Eisenten, die hier in wenigen hundert Exemplaren überwintern. Am Hafen ist es sehr stürmisch und der Wellengang dementsprechend hoch. Im Hafenbecken fallen zuerst die Höckerschwäne auf. Wir suchen am Waldrand Schutz vor dem Wind, sonst wären weder Kameras noch Spektive zu benutzen. Große Gruppen der attraktiven Scheckenten und einzelne Eisenten kämpfen mit dem Seegang. Lustig ist es, wenn eine Gruppe Scheckenten oben auf dem Wellenkamm erscheint, anschließend im Wellental verschwindet und dann verschwunden ist für eine Weile. Sie haben es für einen gemeinsamen Tauchgang genutzt. Plötzlich erscheinen sie wieder. Gefiederputz und Balz geschieht auch bei diesem Wellengang.






























Nach diesem spannenden und lange zu besichtigenden Schauspiel fahren wir an einen anderen Küstenabschnitt auf der Suche nach Schneeammern. Es ist aber dermaßen windig, dass ich hier nicht mitmache. Eine Gruppe Höckerschwäne kämpft gegen die starken Wellen an.





Auf der Fahrt in die Unterkunft versperrt eine vom Sturm umgestürzte Kiefer die rechte Fahrbahnseite. Ein schlechtes Omen.

Als wir die Unterkunft erreichen, wird uns mitgeteilt, dass in der ganzen Region der Strom ausgefallen ist. Vielleicht geht die Reparatur schnell und morgen Nachmittag haben wir wieder Strom. Abenteuer! Was es für uns bedeutet wird schnell klar. Wasser in meinem Zimmer gibt es nur noch wenig, es reicht gerade für das Waschen meines rechten Fußes. Dann kommt kein Tropfen mehr aus dem Wasserhahn. Toilettenspülung geht auch nicht mehr und die Heizung bleibt kalt. Im Zimmer wird es dunkel. Die Spannung wächst, was mit unserem Abendessen passiert. Was Warmes nach diesem kalten windigen Tag wäre schon schön. Die Köchin meint, sie könnte es notfalls bei ihr zu Hause kochen, denn sie hat einen Herd mit Holzfeuerung. Am Abend werden wir im Esszimmer mit Kerzenlicht empfangen und mit gut bürgerlichem Essen verwöhnt.


