Finnland, Reiseberichte
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Finnland – 7. Tag – 455

15.05.2023 Finnland: Auf der Suche nach nordischen Waldvögeln

Wieder sind wir auf der Suche nach Waldvögeln. In einem Birkenwald huscht ein Fitis, in Finnland verbreitetster Brutvogel, anstelle der gesuchten Lapplandmeise von Ast zu Ast.

Neben der Straße ruht ein Rentier im schneefreien Gras.

An anderer Stelle wird ein erwachsenes männliches Moorschneehuhn gesichtet. Zur Hälfte noch weiß, der Hals schon braun gefiedert. Diese Kombination bietet derzeit noch die beste Tarnung.

Wir fahren einen Parkplatz an, um auf dem Berg „Livaara“ den Blauschwanz zu suchen. Eine Heckenbraunelle hat die beste Übersicht auf der Spitze einer Fichte.

Auf dem Parkplatz wird es dann interessant. Es ist bekannt, dass Finnen sehr viele Grillwürste im Sommer essen. Was bisher völlig unbekannt ist und vermutlich geheim gehalten wird, dass die Würste auf Sträuchern heranwachsen. Und am Rande des Parkplatzes stehen solche Sträucher. Die Würste sind noch nicht voll ausgewachsen. Leider ergeht es den Bauern hier genauso, wie es anderen mit Kirschbäumen geht. Die Früchte werden vor der Ernte von Vögeln gefressen. Und hier kommen die Unglückshäher ins Spiel. Sie sind Allesfresser und an dieser Stelle im Norden Finnlands haben sie sich auf Wurststräucher spezialisiert. Die Wurststräucher (Botulus frutex) tragen bereits um diese Jahreszeit viele Früchte. Ich halte mich noch nicht lange hier auf, da habe ich das Glück, sie beim Futterholen zu beobachten. Plötzlich fliegt einer heran und begutachtet die Situation. Wie kamen sie zu ihrem Namen? Im Mittelalter sind sie in harten kalten Wintern nach Süden gewandert. Dabei sind sie ganz selten bis nach Mitteleuropa gekommen. Ihr Auftauchen wurde abergläubisch als Vorzeichen drohenden Unglücks angesehen. Und so kam der Unglückshäher zu seinem deutschen Namen.

Unglückshäher sind nicht scheu und daher dauert es auch nicht sehr lange, bis die erste Wurst geangelt und verzehrt wird.

Weitere Unglückshäher fliegen heran.

Am Waldrand taucht ein Rentier auf und glotzt mich blöd an. Es versteht nicht, was hier los ist. Nach einiger Zeit wendet es sich ab und trottet langsam in den Wald zurück.

Irgendwer hat Sonnenblumenkerne hier ausgestreut. Ein Eichkätzchen freut sich über das üppige Angebot. Es sieht in seinem Winterpelz und den langen rotbraunen Ohrpinseln sehr hübsch aus.

Die Unglückshäher sind noch immer aktiv. Unglaublich was die alles wegfressen.

Nun beginnt der Aufstieg auf den Berg „Livaara“, um den Blauschwanz zu suchen. Der Weg wird schon nach kurzem schwierig, da noch viel Schnee liegt, der durch die Sonne sulzig und glatt und darunter teilweise vereist ist. Oben angekommen, ist der Blick frei auf eine typisch nordische Landschaft mit Nadelwäldern und noch von Eis bedeckten Seen. Auf diesen sind die Spuren von motorisierten Schneefahrzeugen zu erkennen. Aber die Zeit für diesen Spaß ist bereits vorbei, die Sonne scheint in diesen Tagen lange und warm.

Ein Gartenrotschwanz singt aus vollem Schnabel ein Willkommenslied.

Ein Stück des Wegs weiter wird Rast gemacht. Der Reiseleiter ist verschwunden. Nachricht hat er keine hinterlassen. Vermutlich sucht er nach dem Blauschwanz. Allerdings sind mir beim Aufstieg schon Ornithologen entgegengekommen, die die Anwesenheit des Blauschwanzes verneint haben.

Dafür finde ich beim Abstieg im Schnee wieder einen überwinternden Trauermantel (Nymphalis antiopa). Auf einer Fichte singt ein Erlenzeisig. Ein Buntspecht such nach Nahrung. Am Himmel kreist ein Sperber auf der Suche nach einer Beute.  

Fast beim Parkplatz angelangt, ist auf dem Pfad eine Stelle, wo es von Roten Waldameisen (Formica rufa) nur so wimmelt. Sie sind ganz schön groß.

Die Fahrt zurück zum Hotel führt uns an typischen Landschaften vorbei. Da der Schnee unter der warmen Sonne schnell schmilzt, sind die Flüsse und Moore voll Wasser.

Kategorie: Finnland, Reiseberichte

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Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

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