17.-19.05.2023 Finnland (457): Eine verpasste Gelegenheit, Fahrt auf die Insel Hailuoto
Das Wetter hat sich verschlechtert und es regnet. Eine gute Gelegenheit, Einkaufen zu fahren, um für die eigene Verpflegung in den nächsten Tagen in der Ferienwohnung gerüstet zu sein. Auch besuche ich das Touristen-Informationsbüro in der Innenstadt von Oulu und lasse mir dort Unterlagen und Tipps geben, was ich in den folgenden Tagen noch unternehmen kann. Dann wird Essen gekocht.
Am folgenden Tag (18.06.) regnet es noch immer leicht. Ich rufe bei Finnature an, um mich zu erkundigen, wo derzeit die besten Plätze für Vogelbeobachtungen sind. Der Anrufbeantworter erzählt mir was auf Finnisch, was ich nicht verstehe. Also entschließe ich mich, zu deren Hauptquartier in der Nähe von Oulu zu fahren. Dort angekommen stelle ich fest, dass das Gebäude verschlossen ist und auch keinerlei Hinweise vorhanden sind, ob noch jemand erscheint. Später erfahre ich, dass die Ansage auf dem Anrufbeantworter bedeutete, ich solle eine E-Mail schreiben. Am letzten Abend in Kuusamo erhielt unser Reiseleiter noch einen Tipp, wo ein Auerhahn balzt. Er hat dies aber schlecht kommuniziert, so verpasse ich mit einer weiteren Mitreisenden dieses großartige Erlebnis. Ich bitte ihn um Nennung der Stelle, wo der Auerhahn balzte. Wenn es nicht zu weit ist, gedenke ich dort hinzufahren. Er nennt mir eine Stelle in der Nähe von Taivalkoski und ich miete mich dort für die kommende Nacht ein, da ich nicht um Mitternacht von Oulu aus anfahren möchte. Als ich am frühen Nachmittag dort ankommen, entschließe ich mich, die Auerhahn-Balz-Stelle schon mal aufzusuchen. Von der Haupstraße geht es in eine nicht asphaltierte Straße. Nach einer Weile nehmen die Stellen mit Schnee und Eis auf der Straße zu. Es ist nicht mehr weit, da führt die Straße durch eine Mulde, steil berab und auf der anderen Seite steil bergauf, und ich bleibe in der Mulde hängen. Die Räder drehen durch. Das Problem ist, dass um diese Uhrzeit der Schnee bereits recht sulzig ist und daher extrem schmierig. Schon beim Abwärtsfahren war es schwierig, das Auto einigermaßen in der Spur zu halten. Den Weg nach oben verweigerten aber die Reifen. Es fühlt sich an, als ob die Reifen kein Profil haben. Super! Mitten im Wald in einer Mulde hängenbleiben, ohne Möglichkeit umzudrehen. Ich prüfe das Telefon und es meldet, dass ich Funkverbindung habe. Zumindest das beruhigt. Ich probiere es jetzt auf die rabiate Tour. Etwas zurückfahren und dann mit Vollgas den Hügel hoch. Mit Müh und Not schaffe ich es bis nach oben. Oben angekommen, sehe ich auf der rechten Seite eine Wendemöglichkeit. Dort lasse ich das Auto stehen und gehe die restlichen 800 Meter zu Fuß, denn die Straße ist ab hier von Schnee bedeckt und ich will kein weiteres Wagnis eingehen. Angekommen an der Stelle, wo der Auerhahn balzen soll, höre ich nichts. Ich gehe seitwärts in den Wald und prüfe die Umgebung. Nichts. Also zurück zum Auto und zur Unterkunft.


Um 3 Uhr morgens am 19.06. läutet der Wecker. Es geht los. Um diese Uhrzeit lässt sich der Weg zum Auerhahn auf dem angefrorenen Schnee ohne Probleme befahren. Dort angekommen höre ich wieder nichts. Auch im Wald ist vom Auerhahn keine Spur. Das war mit Sicherheit nicht die Stelle, die die Gruppe besucht hat. Ich habe keine Kosten und Mühe gescheut, der ganze Aufwand umsonst. Als ich um 3:50 Uhr aufgebe, ist die Sonne am Waldrand schon aufgegangen und es wird wärmer. Was tun? Frühstück gibt es erst um 7:30 Uhr. Zurück ins Bett für die restliche Zeit ist auch keine gute Idee. Also das beste aus der Situation machen. Es erscheint mir ratsam, zurück auf die Hauptstraße zu fahren, bevor ich wieder mit dem Wagen Probleme bekomme. Die Zeit bis zum Frühstück verbringe ich meist auf Waldwegen mit herumfahren. Ab und zu halte ich an, um den Stimmen des Waldes zu lauschen und mich über die frühmorgendliche Landschaft freuen. Eine Rotdrossel singt ihr Morgenlied.



Die wärmende Sonne bringt den kalten Boden zum Dampfen. Während es der Bachstelze noch kalt ist, singen Singdrossel, Wacholderdrossel und Fitis sich in den erwachenden Morgen.








Nach dem Frühstück geht es wieder Richtung Oulu, als ich auf der Straße vier Rentiere sehe. Ich halte an. Die Rentiere sind unentschlossen, ob sie ihren Weg nach Pintamo fortsetzen sollen. Nach „reiflicher Überlegung“ entscheiden sie sich für einen Waldweg und verlassen die Straße.






Bei der Hinfahrt habe ich schon eine Stelle bemerkt, wo die Bäume alle im Wasser stehen. Heute morgen bietet sich eine Gelegenheit, die Szenerie genauer in Augenschein zu nehmen.



Auf dem Weg zu meiner Ferienwohnung komme ich an Kempele vorbei. Dort haben wir das Nest der Ohrentaucher gesehen. Dort angekommen, kann ich das Ohrentaucherpaar im besten Morgenlicht beobachten. Während ich mich am Ufer sitzend an den Ohrentauchern erfreue, hüpft ein kleines Etwas auf die Spitze eines Grashalms, direkt vor meinen Augen. Gut, dass es so klein ist, denn größer wäre es zum Fürchten. Es ist eine Dungfliege (Scathophaga sp.).

















Auch ein Weibchen der Goldammer kommt kurz zu Besuch.


Daneben streift ein Fasan durch das Unterholz.


Nach dem Mittagessen entschließe ich mich, auf die Insel Hailuoto zu fahren. Mit dem Auto setze ich mit einer Fähre über auf die Insel, und ich quere die Insel von Ost nach West bis an deren Ende. In Marjaniemi gibt es neben einem Leuchturm, wenigen Häusern, einigen Cafes auch einen Hafen. Und im Hafenbecken erblicke ich auch gleich mein erstes Highlight, einen männlichen Mittelsäger im Prachtkleid. Da hat die Sturmmöwe auch gestaunt.



Es ist viel kälter als auf dem Festland und es weht ein stürmischer Wind. Hier, am Ende des Hafenbeckens auf einer künstlichen Aufschüttung von Felsen gegen die Kräfte des Meeres, bin ich dem Wind voll ausgesetzt. Es gibt mir aber die Möglichkeit, die Flugkünste der Lachmöwen und Küstenseeschwalben zu bewundern.










Ein Pärchen Gänsesäger fliegt auch ganz nahe vorbei.



Auf der südlichen Seite wurde das restliche Eis reingetrieben. Ein Steinschmätzer Weibchen hüpft zwischen den Steinen herum.

Eine Küstenseeschwalbe hat sich einen großen Stein als Ruheplatz ausgesucht, und hat auch nichts dagegen, dass ich ihr bei der Gefiederpflege zuschaue.








Sturmmöwen fühlen sich auf den kleinen Eisschollen sicher und pflegen ihr Gefieder dort.

Die Steinschmätzer sind wieder zwischen den Steinen zu sehen.



Eine Sturmmöwe wäscht sich den Kopf. An den felsigen Rändern brütet eine Kolonie von Sturmmöwen, darunter auch einige Küstenseeschwalben. Jeder Platz auf dem felsigen Untergrund wurde in Beschlag genommen.



Zurück beim Hafenbecken sehe ich wieder den Mittelsäger und auch ein Gänsesäger-Männchen, beide im Prachtkleid.


Ich habe noch ein wenig Zeit, bevor meine Fähre mich wieder auf das Festland bringt. Nicht weit vom Hafen entfernt gibt es einen freien Blick auf die Uferumgebung. Löffelenten, Austernfischer, Rotschenkel und Grünschenkel sind zu sehen. Und auch eine Nebelkrähe wartet geduldig auf ihre Chance, etwas Nahrhaftes zu erwischen.







Zurück bei der Ferienwohnung werde ich vom Vermieter willkommen geheißen und auf ein Bier eingeladen, was ich gerne annehme. Als später seine Frau kommt, werden auch noch die obligatorischen Würste gegrillt und mit großem Appetit verzehrt. Ein Nachbar des Vermieters bietet mir an, mich morgen auf eine einsame Insel überzusetzen, ich nehme dankend an.