Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2021
Kommentare 2

Nymphenburger Schloßpark 104

30.01.2021: Gänsesäger, Mandarinenten, Kanadagänse, Höckerschwäne, Mittelmeermöwen, Polizeipferd

04.02.2021: Rehe, Graureiher, Kanadagänse, Höckerschwäne, Mäusebussard, Habicht, Nonnengänse, Winterling, Teichhühner, Kanadagänse attackieren Nonnengänse

30. Januar 2021

Warme Luft und Wind haben in den beiden letzten Tagen den Schnee hinweggeweht. Die Seen und Kanäle vor und im Nymphenburger Park sind wieder eis- und schneefrei. Auf einem umgefallenen Baumstamm im Badenburger See rastet gerne ein Gänsesägerpaar, der Erpel im Prachtkleid. Eines der beiden Mandarinenten-Paare ist auf einer Treppenstufe am nördlichen Schloßgartenkanal mit putzen beschäftigt. Die Schönheit der Mandarinenten, besonders die farbige Haarpracht der Erpel, ist sogar bei trübem Wetter zu bewundern.

Vor dem Schloß werden viele Kanadagänse und Höckerschwäne angelockt vom mitgebrachten Futter eines Besuchers. Dass man Wasservögel im Stadtgebiet nicht füttert, weiß inzwischen vermutlich jedes Kind. Leider weiß es aber längst nicht jeder Erwachsene. Die Folgen sind deutlich zu besichtigen. Immer mehr Grau- und Kanadagänse mit sogenannten Kippflügeln sind zu sehen, einer schlimmen Erkrankung infolge falschen Futters. Generell sei übrigens nichts gegen Vogelfütterung einzuwenden, denn es bringe den Menschen näher ans Tier und an den Tierschutzgedanken.

Auch ein Mittelmeermöwen-Pärchen im Prachtkleid ist heute zu sehen. Eines hat eine große Brotscheibe erbeutet. Interessant finde ich, dass es darum keinen Streit gibt. Bei Lachmöwen wäre heftiges Gezeter um das Futter normal. Der Partner beobachtet den Vorgang, ist sich nicht sicher, ob der Partner das Brot schlucken kann oder schaut zum Himmel, ob noch mehr davon herunterfällt.

Ein Gäsesägererpel ist spät dran und rast in Höchstgeschwindigkeit zur Stelle, wo gefüttert wurde.

Polizei ist heute wieder mit Pferden im Park unterwegs.

4. Februar 2021

An diesem sonnigen Tag bin ich bereits früh morgens im Nymphenburger Schloßpark. Und da der Sonnenschein den ganzen Tag über bleibt, bleibe auch ich bis sich die Sonne verabschiedet. Und wie es so ist an manchen Tagen, gibt es heute eine Reihe von Geschichten zu erzählen.
Bereits beim Betreten des Parks tritt eine Rehgeiß mit ihren zwei Kitzen aus einem Waldstück auf eine Wiese heraus, eine Geiß und ein Bock. Ruhig überqueren sie den Weg und begeben sich auf der anderen Seite des Wegs in bessere Deckung eines Waldstücks.

Das fängt heute vielversprechend an. Diese Woche sind bereits wieder einige erwachsene Graureiher gekommen. Auf der Insel des Badenburger Sees werden die Nester vom vergangenen Jahr in Augenschein genommen. Wo nötig, werden Verbesserungen und Ausbauten vorgenommen, oder mit einem neuen Nestbau angefangen. Bin gespannt, wie sich die Kolonie heuer vergrößert.

Überall im Park sind derzeit Revierkämpfe und Paarungsrituale weder zu überhören noch zu übersehen. Aggressives Verhalten nimmt sichtbar zu. Höckerschwäne vertreiben jede in der Nähe befindliche Gans, ob Kanada-, Grau- oder Nonnengans. Sie vertreten die Meinung, dass ihr Revier ohne Gänse sicherer ist. Ob im Flug oder bei der Ankunft, bei Gänsen wird immer alles laut kommuniziert. Nachdem zwei Kanadagänse mit heftigen Rufen auf den Badenburger See einfliegen, geht es anschließend gleich deftig zu. Der offene Schnabel der Kanadagans sieht vermutlich auch für andere Gänse ziemlich bedrohlich aus, oder freudig bei einer Begrüßung. Ein HNO-Arzt hätte sicher seine Freude an dem tief gewährten Einblick. Später fliegt ein Höckerschwanenpaar ein. Und da heißt es für die Kanadagans, sich schnellstens aus der Landebahn zu entfernen, sonst droht Unheil.

Am späten Vormittag werden von Rabenkrähen gleich zwei Greifvögel gejagt, ein Mäusebussard, der sich im Abwehrkampf befindet und ein Habicht. Beide flüchten und werden dann von den Krähen in Ruhe gelassen.

Am Nachmittag fliegen auch immer wieder kleinere Gruppen von Nonnengänsen auf die Wiese bei der Badenburg. Auch der junge Graureiher gibt sich wieder ein Stelldichein am Ufer der Badenburg um die vielen Parkbesucher mit seinem Anblick zu erfreuen. Als ihn alle gesehen und fotografiert haben, wobei kein Besucher vom Weg in die Wiese näher zum Graureiher geht (das kommt auch nicht oft vor), fliegt er auf einen gegenüberliegenden Baum. Von diesem gehobenen Ausblick hat er eine bessere Übersicht – auf die vielen Beobachter und Fotografen und natürlich auf den See.

Auch Paarungen können jetzt gut beobachtet werden. Ich werde aufmerksam gemacht auf die Paarung zweier Graugänse, wo gerade das Vorspiel läuft. Ich zeige das in einer eigenen Fotogeschichte.
Allen Blumenliebhabern wird es freuen, die vielen Winterlinge (Eranthis hyemalis) zu sehen, eine der ersten Frühlingsblumen.

Am nördlichen Schloßkanal lebt auch eine Kleinstfamilie Teichhühner. Teichhühner sind sehr scheu und flüchten sofort, wenn man näher kommt. Zu sehen ist ein Teichhuhn im Jugendkleid und später kommt auch der Altvogel. Was für ein Farbenspiel auf dem Wasser, als der Altvogel im Kanal flüchtet und der Jungvogel versucht, hinterherzukommen. Zurück am Badenburger See ist ein Fotograf im vollen Einsatz. Auf der Kante des Ufersteins und dem ins Wasser gestellten Stativ wird versucht, auf einer Ebene mit einem Zwergtaucher, diesen abzulichten. Ob aber der Zwergtaucher da mitmacht?

Und dann passiert es. Kanadagänse, die normalerweise mit Grau- und Nonnengänsen gut auskommen, bekommen im Frühjahr ab und zu einen Anfall und attackieren plötzlich Nachbargänse. Beobachten kann ich das gut auf der Wiese vor der Badenburg. Was ist die Ausgangssituation? Ein Kanadaganspaar und 40 ruhig grasende Nonnengänse. Plötzlich werden sie von einer Kanadagans attackiert. Entweder haben die Kanadagänse die Nähe der Nonnengänse über, oder die Nonnengänse fühlen sich bedrängt durch das Kanadaganspaar. Wie so oft, sind vermutlich beide Parteien an der Auslösung betroffen. Der Angriff erfolgt in größter Härte und geht blitzschnell vonstatten. Attackiert wird die meckernde Nonnengans, alle anderen Nonnengänse tun so, als ob sie nichts davon mitbekommen hätten und halten sich raus. Nach einer Weile leert sich das Wiesenstück von den Nonnengänsen und die Kanadgänse haben diese Ecke für sich. Zur Paarungszeit will hat jeder seine Ruhe haben und möglichst für sich sein.

Kategorie: Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2021

von

Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

2 Kommentare zu “Nymphenburger Schloßpark 104”

  1. Herbert Friedrich sagt:

    Schöne Bilder mit den spannend erzählten Geschichten lebendig dargestellt. Es ist ein Genuß das zu sehen und zu lesen.

  2. Hans Peter Kollmannsberger sagt:

    Richtig Schade, dass ich nur den Vormittag selbst erleben konnte. Aber deine Fotogeschichte versetzt mich wieder zurück in den Park. Klasse Hans, so lebendig eingefangen!
    Bis bald

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert