01.06.22 Unter Geiern
Aktualisiert: Wiesenhummel (Bombus pratorum)
Am Vormittag erlebe ich eine beeindruckende Geierfütterung mit ca. 170 Gänsegeiern. Aus nur wenigen Metern Entfernung an einem Felshang frei sitzend und mit weiten Ausblicken in die Landschaft, beobachte ich die Geier beim Fressen und sozialen Interaktionen. Es gibt Fleischabfälle und rohe Hühnereier. Beides wird gerne genommen. Wenn einige Fleischabfälle in einen freien Platz in der Gruppe geworfen werden, kommt es zu einem Tumult. Hat einer den Fleischbrocken erwischt, versucht er ihn zu verschlingen, bevor ein anderer es ihm wegnimmt. Manche schauen eher unbeteiligt zu, während einige bis zum Hals im Blut stecken. Am Ende der Fütterung ruhen sich manche aus, andere fliegen ab und wieder andere kommen hergeflogen, obwohl sie das Spektakel verpasst haben. Aber vielleicht lassen sich noch Reste finden.































Auch ein Schmutzgeier zieht seine Kreise, aber die Gänsegeier sind für ihn wohl eine Nummer zu groß.



Nach 20 Minuten erscheinen die ersten Bartgeier. Sie haben es nicht eilig. Ihre Leibspeise sind die Knochen, die kein anderer Geier haben möchte. Diese majestätischen Vögel ernähren sich ausschließlich von Aas und Knochen. Ihre Magensäure ist die sauerste im ganzen Tierreich. So können sie die Knochen fast komplett verdauen und sich die Nährstoffe erschließen.










Und dann erscheint ein großer dunkler Vogel am Himmel. Es ist ein Mönchsgeier. Mit mehr als 1 m Körpergröße und einer Flügelspanne bis zu 2,95 m erreicht er in etwa die Maße eines Bartgeiers; übertrifft diesen aber beim Körpergewicht mit bis zu 12,5 kg noch um einiges. Mönchsgeier zählen zu den seltensten und am stärksten bedrohten Greifvögeln Europas. Als typische Einzelgänger sind Mönchsgeier recht scheu und außer zu ihrem Partner meist auch sehr unverträglich. Umso schöner war es zu sehen, dass er sich in gebührenden Abstand niederließ. Als größte Art ist der Mönchsgeier immer der dominante Vertreter an Futterplätzen, der andere Geier mit einem charakteristischen „Einschüchterungstanz“ mit ritualisiertem Erheben der Füße, Gefiedersträuben und Vorstrecken des gesenkten Kopfes zurückdrängt. Die Gänsegeier, die sich an gleicher Stelle aufhalten, respektieren sichtlich den großen Kollegen aus dem Tierreich.














Wo es Aas gibt, lässt sich auch der Kolkrabe nicht lange bitten. Allerdings wartet er, bis viele Gänsegeier den Platz freigegeben haben. Sie sind ihm nicht geheuer.


Am Weg stehen die Illyrische Siegwurz (Gladiolus illyricus), Salzkrautähnlicher-Lein (Linum suffruticosum) sowie andere blühende Pflanzen. Die Raupe des Kleinen Nachtpfauenauges (Saturnia pavonia) fängt an sich einzuspinnen. Auf verschiedenen Pflanzen halten sich Blindwanzen (Hadrodemus noualhieri) auf. Auch hier sind Wiesenhummeln (Bombus pratorum) auf Futtersuche.










Da kann ich nachvollziehen, dass die Eindrücke im Nachhinein noch lange wirken. Die Aufnahmen sind beeindruckend und halten das Geschehen hervorragend fest. Prima, dass es mit beiden Objektiven geklappt hat.
Danke Herbert. Ich bin auch froh, dass mir das Tele nicht verloren gegangen ist, vor allem wegen der großartigen Bart- und Mönchsgeier. LG, Hans
Um dieses besondere Erlebnis kann man dich nur beneiden, lieber Hans.
Fantastische Aufnahmen!
LG Hans
Vielen Dank, aber da gibt es gar nichts zu beneiden. Kleine Geschichte am Rande. Manuel, der mit einem Elektroschubkarren die Fleischknochen auf einem sehr schmalen Pfad zur Futterstelle beförderte, gab folgende Instruktionen: keine Rucksäcke, keine Stative, keine Stöcke. Fotoapparate und Ferngläser sind erlaubt. Ich hatte mein zweites Tele in einer kleinen Baumwoll-Tragetasche und die Kamera mit Objektiv über die Schulter gehängt. Das Tele habe ich extra in der Tragetasche mitgenommen, da mir schon vorher gesagt wurde, dass Rucksäcke nicht erlaubt sind, aber die Tasche sollte gehen. Ging aber nicht. Jetzt hatte ich das Tele in der Hand! Dann ging es bis zur Beobachtungsstelle, alle nicht erlaubten Gegenstände wurden zurückgelassen. Die Beobachtungsstelle war ein steiniger Abhang mit großer Neigung. Dort sollten wir still sitzenbleiben und konnten die Geier, die bis auf wenige Meter rankamen, bewundern. Nachdem ich die Geier in der Nähe ausführlich fotografiert hatte, wechselte ich extrem vorsichtig am Hang das Objektiv, da ich mit dem 800 mm Tele heranfliegende bzw. weiter entfernt sitzende Geier fotografieren wollte. Die ganze Zeit hatte ich die Sorge, das jetzt neben mir liegende Objektiv zu verlieren und es den Hang runterkugeln zu sehen. Die gute Nachricht: es ist nichts passiert und es war toll, all die schönen Geier zu beobachten. LG Hans
Hammer Fotos, lieber Hans!
Der Mönchsgeier ist absolut beeindruckend 👍
das fand ich auch! Danke liebe Bianca. LG Hans
Herrliche Fotos von den Geiern! Was für Majestäten!
LG Stephan
Danke Stephan. Ja, das war schon aufregend, so viele Gänsegeier beinahe neben sich zu haben und dann auch noch die herrlichen Bartgeier und den majestätischen Mönchsgeier zu Gesicht zu bekommen. LG Hans