Tag 4: Dhofar-Region: Ayn Tabraq, Ayn Hamran, Ayn Razat, East Khawr ad Dahārīz
Vier volle Tage halte ich mich in der Dhofar-Region um Salalah auf und widme mich der afrikanisch angehauchten Avifauna. Doch auch die Wüstenvögel prägen das Gebiet – eine lange Fahrt zu den Farmen der Wüste nördlich von Thumrayt steht auch auf dem Programm.
Vor dem Frühstück mache ich einen kleinen Spaziergang am Strand um die Morgenstimmung einzufangen. Ich bin nicht alleine. Möwen fliege durch die noch etwas wolkenverhangene Sonne vorrüber. Am Strand halten sich größere Gruppen von Glanzkrähen und Hemprichmöwen auf.
Am ersten Tag in Salalah geht es zuerst nach Ayn Tabraq. Viele Dromedare sind unterwegs. Auf einer Leitung sitzt neben einer Türkentaube eine Palmtaube. Ein Hirtenmaina ist auch hier im Süden mein ständiger Begleiter. An einer Wasserstelle halten sich eine männliche Gefleckter Sonnenzeiger (Trithemis kirbyi) Libelle, ein Kaiserlicher Kurzflügler (Staphylinus caesareus) und Grabwespen auf. Großartig, den Gelbsteißbülbül im Gebüsch zu entdecken. Eine männliche Rahmstreif-Blaupfeil Libelle (Orthetrum chrysostigma) ruht sich auf einem Stein aus. Nicht weit entfernt jagen mehrere Gefleckte Sonnenzeiger Libellen. Die Landschaft zeigt nach dem Regen blühende Büsche. Trotz der großen Hitze sind die Herren der Dromedare zu Fuß unterwegs. Unterwegs zu meinem nächsten Stopp sehe ich am Straßenrand einen Isabell-Steinschmätzer, eine Blauracke, einen neugierigen Schwarzschwanz Vogel und auf dem Boden eine Acorypha glaucopsis Kurzfühlerschrecke.
Lange halte ich mich im Quelltal von Ayn Hamran auf: Hier gibt es eine große Bandbreite der Spezialarten der Region zu entdecken. Ein Männchen des Glanz-Nektarvogels, Gilbweber, ein Nest des Glanz-Nektarvogels, auf und in dem das Weibchen sitzt und noch Verschönerungen anbringt.
Ein Kaiseradler überfliegt das Gebiet.

Am Boden sehe ich ein Baby der Blutsaugeragame (Calotes versicolor), einer Echsenart. Auch männliche Rahmstreif-Blaupfeil Libellen rasten am Boden. In einer Palme hält sich ein Afrikanischer Silberschnabel in seinem Nest auf. Schön anzusehen ist ein Afrikanischer Monarchfalter, der freundlicher Weise für ein Foto auf einem Ast rastete. Es gab wenige andere große Falter, aber diese hatten es eiliger.
Gar nicht einfach zu finden und zu sehen ist ein Graubrust-Paradiesschnäpper. Auf einem trockenen Ast ruht eine Palmtaube. Balzende oder zumindest turtelnde Somalibrillenvögel in den Zweigen. Am Boden eine Ödlandschrecke (Trilophidia conturbata oder Trilophidia annulata). Große Radnetze webt die Rotbeinige Goldene Radnetzspinne (Nephila sumptuosa), die ich auf meinen Ausflügen immer wieder zu sehen bekomme. Es sind teilweise riesige Netze von mehreren Metern Durchmesser. In den Bäumen wieder ein Graubrust-Paradiesschnäpper. Ein Schwarzschwanz und ein Afrikanischer Silberschnabel sind auch hier zu Hause.
Ein Zwergadler im Jugendkleid überfliegt Ayn Hamrän.

Kaum zu sehen und schwer zu entdecken: das Arabische Chamäleon (Chamaeleo arabicus). Dunkelgrün und fast unsichtbar durch seine langsamen Bewegungen. Lustig verhalten sich zwei Dromedare, als sie das alleingelassene Spektiv entdecken. Sie nähern sich vorsichtig und neugierig und versuchen durch das Spektiv zu sehen. Das zweite Dromedar will auch schauen und ist bereits mit Spektiven vertraut. Es weiß, dass man von oben reinsehen muss. Zwei neue Birder! Anzumerken ist, dass sie das Spektiv nicht umstießen. In der Nähe befindet sich eine Tränke für Dromedare.
Wenig später sehe ich meinen ersten Tristramstar. Es ist ein Männchen. Ein Gelbsteißbülbül findet reichlich Nahrung in der Baumrinde. Plötzlich überfliegt ein Schlangenadler Ayn Hamrän. Viele Netze der Rotbeinigen Goldenen Radnetzspinnen sind zu sehen. Und in den Netzen krabbelt auch der Nachwuchs, allerdings noch sehr klein. Ein Schwarzschwanz und einige Afrikanische Silberschnäbel machen in den Bäumen auf sich aufmerksam. Leider weit entfernt sitzt ein Graukopfliest, ein auf dem afrikanischen Kontinent verbreiteter Eisvogel. Wäre ich an der Wasserstelle geblieben, hätte ich ihn aus der Nähe betrachten können.
Aber ich mache einen Ausflug ins Gelände und habe Glück. Ein weiteres Arabisches Chamäleon überquert den breiten sandigen Weg und ändert dabei ständig sein Äußeres. Es hat keine Eile. Immer mit der Ruhe, um keine Feinde auf sich aufmerksam zu machen.
Auf einem Baum klettert eine Blutsaugeragame Echse. In einem Gebüsch hüpft eine Streifenprinie, ein kleiner Vogel. Ein Gilbweber hängt Kopfüber um an seine Nahrung zu kommen. Ein Graubrust-Paradiesschnäpper ist wenig scheu.
Weiter geht es zur Oase Ayn Razat, die bei der Ankunft ein Schelladler überfliegt. Ein Rallenreiher begibt sich in aussichtsreiche Jagdposition. Eine Blutsaugeragame hat einen Felsblock erklommen und hält Ausschau. Im Gebüsch ist ein Langschnabelpieper und fängt eine große grüne Schmetterlingsraupe. Neben einer Palmtaube sind Bergammern zu sehen, die ganz nahe ihr Lied vortragen. Am Boden sehe ich eine Wüstenheuschrecke (Schistocerca gregaria) verharren. Orleander und Schellenbaum blühen. Auf einem kleinen Busch klettert eine Blutsaugeragame hinauf und ein Schwarzschwanz sitzt auf seinem Ansitz. Etwas entfernt ist ein Kuckuck zu sehen. Also da treibt er sich im November herum. Am Boden im Gras bewegen sich Muskatamadine.
An einem Baum hängt ein Gebetsteppich.

Nun führt der Weg zur East Khawr ad Dahārīz (Lagune am Ostrand von Salalah). Kiebitzregenpfeifer mischen sich unter Blässhühner. Auffällig ist ein weißer Vogel. Es stellt sich heraus, dass es ein Albino des Flussuferläufers ist. In der Lagune fischt ein Silberreiher einen großen Fisch. Auch Rosaflamingos, Uferschnepfen und Stelzenläufer suchen ihre Abendmahlzeit. Ein Küstenreiher, weiße Morphe, hat schon was erwischt. Eine große Gruppe Kuhreiher fliegt einige Runden im Abendlicht.