Warum in der Schlehdorfer Weihnachtsg ́schicht ein Hirte Burghard heißt:
Wir schreiben das Jahr 1649, es ist 23. Dezember, abends. Unser UrUr…Urgroßvatter in elfter Generation ist Bauer vom „Hoiß-Hof“ in Schlehdorf am Kochelsee, sein Name: Burghard Wolf. Der 30jährige Krieg hat seine Spuren hinterlassen. Vieles ist noch verwüstet. Die Pest ist zwar vorbei, aber Viehseuchen und Mißernten brachten Armut, und Hunger übers ganze Dorf. Selbst das Kloster Schlehdorf ist fast verwaist. Zu alle dem war Burghard ́s Frau vor kurzem verstorben und er ist mit seinen vier kleinen Kindern, zwischen 2 und 7 Jahre alt, ganz allein. Die Lage ist fast aussichtslos – fast:

Es is dunkel in Schlehdorf, am scheena Kochelsee,
der Mond scheint scho und glitzert im Schnee.
Do klopft ́s beim Burkhard ganz leis ́ an der Tür
„Wer is ́n do?, Schleicht ́s eich! Wos wollt ́s denn ihr?“
„Mia san Maria und Josef und kumma ned unta,
mia miaß ́n auf ́s Landgricht nach Weilhamb nunter.
Hast ned a Platzl für uns, nur für oa Nacht a Bett?
Für ́n Esel a Heu, mia störn eich auch ned?“
„I hob 4 Kinder, nix z ́essn , a kloans obgschlaixt ́s Haus,
und d ́ Frau is grod storb ́n Leid, -schleichts eich bloß naus.
Geht’s lieba zum Kloster, de ham a Kammer und an groß ́n Stoi,
oda zum Fischerwirt nüba, seit der Pest, is ́ do nimma so voi.
„Im Kloster war ma scho, ganz finsta wa ́s, -da hört uns koana,
de Fischer-Stubn is zwengs da Seuche zua, es ist zum woana.
Der Burghard denkt nach, was soll i bloß macha,
Koa Brot, koane Eyr und im Schrank koana Sacha,
es langt ned für n Zehnt, a der Stoi is fast leer
und eana schiachkranker Esel schaut gar „pestig“ daher.
D ́ Maria, de liegt ja scho fast wia in de Wehen,
sie san fremd, zerzaust und dreggad -am Besten sie gehen.
Ob ́s krank san?, die Pest ham?, wo ham ́s denn bloß g ́haust?
I glab, daß ma vor dene Fremden, fast a gloans bisserl graust.
„Geht’s liaba weida, unser Dorf is verwüst und kloa,
koa Hebam, koa Dokta der hülft, do seids ganz alloa.“
„Bis in nächsten Ort? –mei lieba Mo, des schaff ma nimma,
es is Nacht, .redo.* koid und de Wehen werd ́n immer schlimma.“
*.redo. ist eine Art Entschuldigung des Schreibers, der im Mittelalter
ein unreines Wort oder ein schmutziges Tier beschreiben musste
z.B. ein Tier das voll Sch… ist = also gutdeutsch: Saukalt

Da Burghard, fast fufz ́ge, an sei eigens Leb´n denkt,
da Kriag, de Not, de Kinda -eam ham ́s nia was gschenkt.
Doch boid aufm Friehling, do ziacht er auf , es hod sie dagebn,
nach Glonn bei Indersdorf geht ́s -auf a Neichs -a bessas Leben.
Aba der Hof dort, der is vom Kriag no ganz zerstört.
und guad war ́s scho, wenn ma eam dann a Hilfe g ́währt.
Do sicht a sie selba als Josef sitz ́n, eam werd ́s scho fast z ́vui,
de Weihnachtsgschicht de zerrt wuid -an sei ́m eigana G ́fui.
„ I woass ned, wia ́s geh ́n soi, doch kummt ́s erst moi rei,
hockt ́s eich zuawe zum Ofa und do -esst ́s hoid mein Brei.
Schauts schnell auf meine 4 Kinda und a auf ́s Haus
i probier was füa eich – und muass nummoi naus.
Er stapft durch ́n Schnee zum „Drucker-Hof“ as Nachbarhaus,
wo er ward geborn und klopft sein Bruader den Veithen [Wolf] raus.
Der hod zwar selba nix, doch a Brot von eam is jetzt in seiner Taschen,
da „Lenz“-Hof gibt vier Eyr dazua und a Soafa no zum waschen,
zwoa Schaf-Fell zum Schlaffa vom Ernstbauern er leiht,
da oid Simon [Wolf ], sei Onkel der hod sie gar gfreit.
Vom „Kainz-Hof“ a Heu, vom „Stierer“ an Speck,
vom „Hechtl“ an Mantel, d ́Frau is gstorb ́n, sie braucht ́n grod net.
Es dauert a Zeitl, ganz stoiz kummt a z ́rück
a mords Ochs hinter eam hängt an am fui z ́dünna Strick.
Doch der is ́ nur g ́liehen, vom August [Wolf] vom „Hoiß“
weil er so schee warm macht -ansunnsten was soi ́s.
D ́ Maria de g ́freit sie und nimmt alles gern,
da Josef der lacht gor -seine Sorg ́n san jetzt fern.
Erst oan Dag, dann zwoa -mia kenna alle de Weihnachtsg ́schicht,
s ́Kindl kimmt auf ́d Welt -und über Schlehdorf strahlt as Licht.
Ois geht guad aus, doch war ́s lang ned as End,
learnt ́s was vom Burghard, dann kummt a die Wend[e]:
Zammad reißen, trau di, einfach mal helfa, ned lang überleg ́n,
und auf gar koan Foi nix doa -oder de Hoffnung aufgeb ́n.
Is der Ox dir gegnüber a no so groß -deng da nix, bleib einfach tapfer,
mit Glück hod er an Ring durch d ́Nos ́, brauchst bloß weida stapfa.
A wenn ́s ned leicht is ́ und mia alle richtig zammad hoid ́n,
ko ́ dei Leben, a trotz Seuche, was ganz Groß ́ & Bsonders bedeuten.
I wünsch Eich trotz aller Probleme und dem ganzen Verdruß
tragt ́s brav eicha Packerl, a scheene Weihnacht ́ und imma a Muß.
An guad ́n Rutsch in a neie, vui bessere Zeit,
Bleibt ́s g ́sund und z ́frieden, schee wär ́s wenn ́s eich hod gfreit.
Hans Wolf
Diese Geschichte ist zum vorlesen, trösten und weiterleiten geschrieben.
Copyright und Veränderungsrechte Rudi Wolf, 2020
Fotos Schlehdorf, Glentleiten, Kreuth Alm von Rudi Wolf

As Weihnachtsgedicht mog jetzt aus sei und a as Jahr hamma glei,
da Burghard [Wolf] hat ́s g ́schafft, doch sei G ́schicht is no ned vorbei:
Im Friajohr ́50ge , do zieacht a in Glonn, am neia Hof auf,
er hod nummoi g ́heirat und setzt 8 anständige Kinder drauf.
Fast da größte Dreiseit-Hof in Glonn , des war sei Lohn,
er übagibt an „Burghard“ [Glonn 16], mit 139 Tagwerk an sein ́ Sohn.
Im Sterbebuach, an ganz b ́sondern Eintrag kemma lesen:
„A recht ehrenhafter Mo is da Burghard g ́wesen,
mit 82 1/2 Johr, mia werd ́n eam olle vermissen
da Ox hod ́n ganz unerwartet aus ́ m Leb ́n g ́rissen.“
Fazit: A wenn ́s schon fast spat is -„an Ox packst an da Nos ́n.“
Wolf Burghard
Nachkommen: 1380 [hoffentlich san mia alle so wie er]
10.08.1649 Kauf 820 fl (Qu: BayHStA Klost.Lit. 83 )
Sohn desGeorg Wolf, vom Drucker-Hof in Schlehdorf
1.Ehefrau Elisabeth +28.12.1648
Kaufvertrag 10.8.1649 Kl.Lit. Indersdorf 47
zieht erst Frühling 1650 nach Glonn.um 1603 Schlehdorf , + 01.07.1685 Glonn
I. oo ungef.1640 Schlehdorf
II. oo um 1649 Glonn Pfarrei Indersdorf (Wolf) Anna 10.08.1649
Quelle: genealogie-kiening.de
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Ich hatte ja schon einen Kommentar geschrieben, weil mir die Fotos alle sehr gut gefallen, technisch wie thematisch – aber er war ja schon als Schüler prima. Von Schlehdorf ( das ist ja extra gut und sehr interessant) habe ich eine Aufnahme von Winterling, Eranthis hiemalis angehängt, aufgenommen an der westlichen Klostermauer – aber mir scheint, das hat nicht geklappt- jedenfalls noch einmal merci und herzliche Grüße vom old Botta