Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2021
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Nymphenburger Schloßpark – 121

06.03.2021: Pagodenburger See, Gebirgsstelze, Reiherenten, Kanadagansauge, Kormoran mit Fisch, Baumhütten, Blaumeisennest

07.03.2021: Turmfalken, Mäusebussard, Höckerschwan, Graureiher, verletztes Blässhuhn, Maiskolben, Frühlings-Nabelnüsschen, Höckerschwan Paarung

08.03.2021: Grauganspaar beim Nestbau, Schneerosen, Rotkehlchen, Vorfrühlings-Alpenveilchen, Europäisches Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens), Heckenbraunelle, Eichkätzchen, Große Kuhschelle, Sperber, Songarische Waldrebe, Schneeglöckchen, Frühlings-Krokus, Waldkauz Stephan, Kohlmeise im Nistkasten, Graureiher im Nest, Schwanzmeise Paarung im Nest, Nonnengänse, Junger Graureiher, Stockentenerpel

6. März 2021

Auch im Nymphenburger Schloßpark ist der Winter über Nacht zurückgekommen. Es hat geschneit, die Wiesen sind wieder leicht mit Schnee bedeckt.

Am Biberbau sucht eine Gebirgsstelze, hier im ersten Winterkleid, nach Nahrung.

Die Reiherentenerpel sind im Prachtkleid mit ihrem Federschopf am Hinterkopf besonders schön. Selbst dieses Weibchen hat einen gering ausgeprägten Federschopf. In der braunen Iris der Kanadagans spiegelt sich die Umgebung mit dem Fotografen. Wegen der hohen Iso-Zahl ist das Bild leider sehr rauschig geworden. Ich werde versuchen das bei Gelegenheit besser zu machen.

Über den Badenburger See kommt ein Kormoran mit einem Fisch im Schnabel eingeflogen. Nach einigen Runden über dem See setzt er zur Landung an.

Im Wald sind vermehrt Bauten mit Holzstämmen in Form von Zelten und Hütten zu sehen. In diesem sind sogar ein Hocker und zwei weitere Sitzgelegenheiten aus Holz im Innenraum vorhanden (ich sage nur Corona!). Ein großer Stumpf einer Baumwurzel sieht aus wie ein Riesenkrake.

In einem Specht Loch wollen Blaumeisen brüten. Dazu muss erst Mal der Innenraum von den Resten des letzten Jahres gesäubert werden. Ich werde dieses Nestloch weiter im Auge behalten.

7. März 2021

Am Vormittag sitzt bei meiner Ankunft vor dem Nymphenburger Schloß das Turmfalkenweibchen auf einem der Corona Schilder.

Im Park sehe ich einen Mäusebussard vor einem Holzgestrüpp abfliegen. Bei diesem Hintergrund ist er nur schwer zu erkennen.

Schon von weiten höre ich das Flügelschlagen eines Höckerschwans. Er fliegt nahe über der Wasseroberfläche zum Ende des Badenburger Sees. Es war in der Nacht so kalt, das wieder eine größere Eisfläche auf dem See entstanden ist.

Am Biberbau hält sich der Jungreiher auf. Er lässt sich durch keinen Fotografen oder Besucher stören, auch wenn dieser ganz nahe kommt. Seine Konzentration gilt voll und ganz dem „running Sushi“.

Am Mittelkanal hat ein Blässhuhn einen verletzten rechten Fuß und knickt daher beim Gehen immer wieder ein. Besucher haben an mehreren Stelle Maiskolben aufgehängt. Es muss erst vor kurzem gemacht worden sein, da keine Bissspuren zu sehen sind.

Am Waldrand sind Frühlings-Nabelnüsschen (Omphalodes verna) am Blühen. Laut Wikipedia blühen sie von April bis Mai. Im Park wissen sie nichts davon, sie haben keinen Internet Anschluss.

Ein Nonnenganspaar genießt die ruhige Mittagsstunde auf dem Badenburger See.

In einer Bucht sehe ich ein Höckerschwanenpaar beim Balzen. Typischer Beginn des Vorspiels sind die herzförmigen Bewegungen von Hals und Kopf. Darauf folgt mit Wechselwirkung, das Scheinputzen des seitlichen Gefieders. Breitet die Schwänin ihre Flügel leicht seitlich aus, und hebt die Schwanzspitze, signalisiert sie damit dem Partner ihre Bereitschaft zur Paarung. Zur Kopulation steigt das Männchen auf den Rücken der Schwänin, durch einen Biss in ihren Hals, den er leicht unter Wasser drückt, hält er sich auf dem Rücken fest. Beim Paarungsakt sind Hals und Kopf der Schwänin unter Wasser gedrückt. Die Paarung dauert etwa 5 bis 10 Sekunden. Nach der Paarung gleitet das Männchen seitlich von seiner Partnerin ins Wasser ab. Nun folgt das Nachspiel, indem beide Schwäne Brust an Brust auf dem Wasser tippelnd sich aneinander hochrecken. Die Schnäbel werden in die Höhe gestreckt und die Schwäne stehen steil aufgerichtet im Wasser. (Ich habe mich beim Text von der Seite des Schwanenschutz-Komitee e.V. bedient). Zum Abschluss, vor dem Baden, gibt es noch Synchronschwimmen.

Als ich am Nachmittag den Park verlasse, sitzt das Turmfalkenmännchen auf dem Corona Schild. Kurz darauf macht es den Abflug und geht auf die Futtersuche. Im Rüttelflug sucht sie in der Luft nach Beute.

8. März 2021

Heute macht der Botanische Garten erstmals in diesem Jahr wieder auf. Zur Öffnung um 10 Uhr morgens bin ich der Zweite in der Schlange. Ich habe einen Besucheransturm erwartet, bin daher schon zehn Minuten früher gekommen. Bei der Öffnung besteht die Schlange aus zwei Rentnern, der Zweite bin ich. Hinter mir befindet sich niemand mehr. Erst nach und nach kommen weitere Besucher. Als erstes gehe ich zum Großen Teich um zu sehen, ob es hier Graureiher oder Eisvögel zu sehen gibt. Fehlanzeige. Auf einer kleinen Schilfinsel nistet wie im letzten Jahr wieder ein Grauganspaar.

Am Alpinum blühen viele Schneerosen (Helleborus niger), auch Christrose oder Schwarze Nieswurz genannt. In einer Kiefer sehe ich einen roten Farbtupfer und höre einen leisen Gesang. Es ist ein noch einsames Rotkehlchen. Unter den Laubhölzern blühen Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) und das Europäische Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens).

Beim Alpinum huscht eine Heckenbraunelle ziemlich schnell am Boden von einer Deckung zur nächsten. Ein Eichkätzchen lugt an einem Baum hervor. Die Große Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) lässt sich durch die Kälte am Blühen nicht hindern. Bienen und Hummeln sehe ich keine. Vielleicht kommen sie erst am Nachmittag, wenn es etwas wärmer wird.

Während ich auf einer Bank sitzend die Sonne genieße, überfliegt ein Sperber im Jugendkleid den Garten. Beim System der Pflanzenfamilien sehe ich die Songarische Waldrebe (Clematis songorica), die in diesem Zustand eher an Quallen erinnert.

Zum Verlassen des Botanischen Gartens gehe ich durch den Frühlingsgarten und erfreue mich an den vielen blühenden Schneeglöckchen (Galanthus) und Frühlings-Krokussen (Crocus vernus), weiß-blau wie die Farben der Bayerischen Fahne.

Ich gehe rüber in den Nymphenburger Schloßpark und schau zuerst nach Stephan. Es ist eine Freude, den Waldkauz wieder in seiner Höhle zu sehen, und jetzt sitzt er auch gerne etwas exponierter davor.

Kohlmeisen haben ein vom LBV aufgehängtes Vogelhäuschen in Besitz genommen und werden dort brüten.

Die Graureiher sind mit ausbessern ihrer Nester beschäftigt.

Wenig später gelingt es mir, die Schwanzmeisen im Nest zu erwischen. Ich glaube, am Anfang findet sogar eine Paarung statt. Das Warten hat sich gelohnt.

Eine Gruppe Nonnengänse überfliegt den Badenburger See.

Auch heute hält sich der junge Graureiher an der Biberburg auf und lässt sich durch nichts stören.

Ein Stockentenerpel meckert zwar wegen seiner Nähe, aber er beruhigt sich dann und grundelt in Ufernähe.

Ich sitze keine zehn Meter vom Graureiher entfernt. Toll, wie er mich anschaut. Er hat eine moderne Frisur und einen wunderschönen Schal. Sehr elegant sieht er aus. Etwas hochnäsig erscheint er mir, er hält wohl nicht so viel von meiner Garderobe. Und zum Friseur konnte ich bisher wegen Corona auch nicht gehen. Ich mache mich auf den Heimweg. Von der anderen Uferseite sehe ich noch viele Besucher an ihm vorübergehen, ohne dass er seinen Standort aufgibt. Es ist wirklich ein ganz besonderer Graureiher.

Kategorie: Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2021

von

Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

4 Kommentare zu “Nymphenburger Schloßpark – 121”

  1. ESR sagt:

    Vielen herzlichen Dank für die wundervollen Fotos und Geschichten.
    Den Frühling hast du wundervoll erfasst.
    Geniale Bilder dabei !!! Kompliment!!
    LG aus Bonn ESR

  2. Herbert Friedrich sagt:

    Wieder eine gelungene Fotodokumentation. Die Vorfrühlingsbilder sind sehr schön. Die eleganten Bewegungen vor und nach einer Schwanenpaarung erscheinen wie einstudiert.
    Die Paarung von Schwänzmeisen ist schon eine seltene Beobachtung. Vor dem Brutgeschäft erhält die Kugel noch ein Dach. Das Einschlüpfen erfolgt über ein kleines Loch an der Seite. Innen wird das Nest mit vielen kleinen Federchen ausgepolstert. Das Weibchen brütet alleine und wird vom Männchen gefüttert. Wenn das Weibchen mal frische Luft schnuppert sieht man einen sichelförmigen Schwanz. Wenn später die Jungen gefüttert werden erkennt man das Weibchen immer noch am gebogenen Schwanz.

  3. Hans Peter Kollmannsberger sagt:

    Lieber Hans,
    Danke für die wunderbaren Geschichten mit wie immer tollen Fotos.
    Um die Schwanzmeisen am Nest beneide ich dich, denn ich bin wohl wenige Stunden vor dir zweimal längere Zeit davor gestanden und befürchtete dann, dass das Nest aufgegeben worden sein könnte. Sehr schön, dass dem nicht so ist!

    Bis bald
    Hans

  4. Fritz Siegel sagt:

    Wieder einmal hast du, Hans, den Vorfrühling in wunderbaren Bildern eingefangen.
    Gestatte mir eine Bemerkung zu deinem Bild vom Mäusebussard der von einem „Holzgestrüpp“ abfliegt.

    Dieses Holzgestrüpp ist der Anfang vom Aufbau einer Benjeshecke. Diese stellt den Versuch der Parkverwaltung den Naturschutz und den erhöhten Freizeitdruck in Einklang zu bringen.

    Laut Definition sind Benjeshecken oder Totholz­hecken Hecken, die durch linienhafte, lockere Ablagerungen von hauptsächlich dünnerem Gehölzschnitt, wie Ästen und Zweigen, durch Samenanflug oder Initialpflanzungen entstehen. Benjeshecken bieten Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung, so dass diese mit ihrem Kot oder ihren Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen beschleunigen sollen.

    Gleichzeitig sollen sie in den vorhandenen Baumgruppen bewirken, dass keine Trampelpfade als Abkürzungen entstehen bzw. die Benutzung vorhandener erschwert wird.

    Das Gestaltungskonzept von Friedrich Ludwig von Sckell für die landschaftliche Überformung der bestehenden barocken Nymphenburger Anlage sieht Wege mit elegant geschwungenem Verlauf vor. Dadurch sollten abwechslungsreiche Eindrücke im Sinne des Ideals eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ im Auge des Betrachters entstehen und Vergnügen bereiten.

    Vielleicht entspricht dieses gelenkte Vergnügen (nur für das Auge) nicht mehr unseren heutigen Vorstellungen einer Parklandschaft wie sie kongenial 1972 im Olympiapark umgesetzt wurde. Dieser wurde als ein modernen Volkspark – ein Benutzerpark – ausformuliert.

    Dennoch sollte alles Bestreben dahin gehen, dem von Friedrich Ludwig von Sckell in Nymphenburg geschaffen klassischen Landschaftsgarten, dessen besonderer Reiz im Fortbestand markanter Bestandteile des Gartens aus der vorangegangenen und grundsätzlich verschiedenen Stilepoche lag und in dieser Form als Anlage in ihren Grundstrukturen nahezu unverändert bis heute erhalten geblieben ist, weiter zu erhalten.

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