Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2021
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Nymphenburger Schloßpark – 151

20.04.2021: Hybridgans, Heiliger Ibis, Kleiber, Waldkauz Dacherl, Star

Um die Mittagszeit fahre ich in den Nymphenburger Schloßpark. Vor dem Schloß schwimmt eine Hybridgans. Ich habe sie vor dem Schloß im nördlichen Seitenkanal fotografiert. Braun gestreift sind die Unterschwanzdecken und sie hat einen weißen Augenring. Der Schnabel erinnert an eine Saatgans, Hals und Kopf erinnern an eine Kanadagans, allerdings ist die Farbe braun und nicht schwarz. Sobald sie genau bestimmt ist, werde ich es berichten. Nach Aussage von Frau Dr. Silke Sorge (siehe auch Kommentar zu dieser Fotogeschichte) handelt es sich um eine Hybrid Graugans x Kanadagans.

Auf der großen Insel im Badenburger See wohnt seit ca. 3 Wochen ein Heiliger Ibis. Er ist beringt (blau mit weißem Code „BN“).

Es ist nicht das erste Mal, dass einer dieser exotischen Vögel den Park besuchte. Ein Heiliger Ibis hielt sich bereits im November 2013 im Nymphenburger Schloß auf. Die Beringung (blau mit weißem Code „BY“) wies auf seine Herkunft aus dem Vogelpark Olching bei München hin.

Prof. Dr. Martin Hennenberg von der Medizinischen Fakultät der LMU München berichtete über seines Wissens nach erste erfolgreiche Freiland-Brut in Deutschland, 2013 am Ismaninger Speichersee bei München. Er vermutete, dass dieses Brutpaar aus einer Haltung in der Nähe Münchens stammt (Hallbergmoos oder Olching).

Bisher ist es mir nicht gelungen, herauszufinden wo er entflohen ist. Sicher ist, dass nach eigenen Aussagen er nicht aus dem Vogelpark Olching stammt. Laut Info von Frau Dr. Silke Sorge besteht wegen der aktuell grassierenden Vogelgrippe eine Stallpflicht für Vögel. Diese kann jedoch nicht immer angeboten werden, da Ställe nicht vorhanden sind. Möglicherweise gilt das auch für die Anlage in Olching. Daher lassen manche Halter/innen die Vögel dann stattdessen frei. Die Aussagen aus Olching kann man daher auch bezweifeln, wenn die entgegen eigenen Behauptungen die Vögel nun ziehen lassen würden. Der Code „BN“ würde auch gut zu „BY“ passen.

Nachfragen beim Vogelschutz- und Zuchtverein e.V. Dachau und im Tierpark Hellabrunn wurden ebenfalls negativ beantwortet. Neben dem Ring hat er eine weitere Auffälligkeit, einen sehr langen Zeh, der sich farblich absetzt.

Nach dem sich die einheimischen Vögel an dem seltsamen Vogel gewöhnt habe, lassen sie ihn in Ruhe. Er selbst scheint sich in seinem neuen Domizil sehr wohl zu fühlen. Mal ist er hoch in den Bäumen, mal am Boden auf Nahrungssuche. Feinde scheint er keine zu haben oder zu fürchten. Verhungern oder erfrieren wird er nicht. Er ist ein Allesfresser und Kälte macht ihm nichts aus.

Als ich meine Beobachtungsstelle ändere, komme ich an einem Nest eines Blässhuhns vorbei. Am Nest sind noch einige Arbeiten zu verrichten, bevor das Brüten der Eier beginnt.

Zwischendurch sehe ich den Gänsepeter, wie er eine Nonnengans hütet. Gänsehüter ist zwar kein eigentlicher Beruf, aber man brauchte sie in jener Zeit, als Gänse im Rahmen der Gemeindehaltung eine Aufsichtsperson benötigten, die mit ihnen zum Futtern über die Wiesen zog. Gemeindehaltung bedeutet, dass die Tiere – in diesem Fall die Gänse – der Bauern eines Dorfes oder einer Gemeinde von einer dazu bestimmten Person täglich eingesammelt, tagsüber im Freien behütet und abends zu ihrem angestammten Schlafstall zurück gebracht wurden. Meist waren es Kinder und Jugendliche, die mit dieser Aufgabe betreut wurden. Im deutschen Volksmund nannte man diese Hütekinder durch die Bank Gänseliesel und Gänsepeter. Unser Gänsepeter geht sehr zart mit der Nonnengans um. Soweit ich es sehen kann, berührt er sie nur einmal ganz sanft mit dem Stock, und die Nonnengans bleibt völlig ruhig. Sie spürt, dass der Gänsepeter ihr nicht wehtun will. Der Gänsepeter hatte sichtlich seine Freude daran.

Im Graureiher Nest 4 hat sich wieder ein Paar eingefunden. Nach Austausch einiger Zärtlichkeiten und Federpflege wird das Nest ausgebessert und ausgebaut. Dank der späten Blätterbildung ist es in diesem Jahr gut zu sehen. Auf dem Boden liegt eine unbestimmte Vogelfeder. Auf der Insel ist ein frei liegendes Ei zu sehen. Es ist sicher von einer Gans wegen der Größe, aber wie kommt es an diese Stelle?

Jetzt sehe ich auch den Heiligen Ibis wieder. Er ist auf die Nordseite gegangen, um dort nach Futter zu suchen. Der Stockentenerpel ist auch überrascht von dem Neuankömmling. Bisher hat er so einen Vogel nicht gesehen und ist vielleicht auch ein bisschen neidig ob des langen Schnabels. Da kommt der Heilige Ibis an Stellen hin, die dem Erpel verwehrt sind. Wie groß Mittelmeermöwen sind oder wie klein der Heilige Ibis ist kann ich auch gut im Vergleich sehen.

Während ich auf einer Bank auf den See schaue, spaziert ein Kleiber über dem Rasen. Er findet geschickt einiges Fressbares in der Wiese und zwischendurch singt er ein Lied. Ein fröhlicher Geselle.

Zurück auf der Südseite des Sees ist der Heilige Ibis beim Biberbau eingetroffen. Es regnet mittlerweile, was ihn nicht weiter stört. Er ruht, trinkt und putzt sich.

Auf dem Nachhauseweg sehe ich kurz beim Waldkauz Dacherl vorbei. Er döst wie so oft tagsüber vor seiner Höhle. Vor dem Schloß sind heute einige Stare unterwegs.

Kategorie: Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2021

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Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

Ein Kommentar zu “Nymphenburger Schloßpark – 151”

  1. Silke Sorge sagt:

    Der Hybride ist Grau- X Kanadagans.
    Heilige Ibisse hatten wir schon Herbst 2013 und 2014 im Schloßpark Nymphenburg.
    Viele Grüße,
    Silke Sorge

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