Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2020
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Nymphenburger Schloßpark 50

Höckerschwäne, Enten, Kanadagänse, Graugänse, Baumgesicht, Blässhuhn, Bayerischer Rundfunk, Waldkauz Dacherl, Bänke vor dem Eisernen Haus, Turmfalke

14. September 2020

Am frühen Nachmittag führt mich mein Weg wieder in den Nymphenburger Schloßpark. Schon vor dem Schloß sitzen Höckerschwäne und viele verschiedene Enten, wie Stockente, Tafelente und Reiherente, am Uferrand.

Im Kanal bei der Amalienburg geht es hoch her. Kanadagänse vollziehen im Wasser ein Gruppenbad. Nach dem gemeinsamen Flug der Familie brechen alle in Freude aus, wie gut sie das zusammen gemacht haben; gleichzeitig landen sie wohl wegen des engen Kanals viel zu dicht unter anderen Gänsen. Mit vorgestreckten Hälsen und offenen Schnäbeln finden Begrüßungszeremonien und Bekräftigungen der Partnerschaft statt, Familienfremde werden dann vertrieben. Beide Verhaltensweisen sind kaum zu unterscheiden. Am Ende beruhigt sich die Situation, die Gänse verteilen sich und die Familie mit den drei Nachwuchsgänsen, von denen eine eine Graugans ist, sammelt sich zum Putzen am Ufer.

Der Baum, der auch die Höhle des Waldkauzes Kasimir hat, zeigt am Stamm das Gesicht eines älteren Mannes, oder sieht jemand etwas anderes?

Auf dem Badenburger See ist zu bestaunen, wie ein Blässhuhn über das Wasser laufen kann. Ihr neues Federkleid hat fast etwas samtiges.

Auch der Bayerische Rundfunkt ist anwesend für die Sendung Sternstunden. Besucher sollen über die Besonderheiten des Nymphenburger Schloßparks aufmerksam gemacht werden.

Waldkauz Dacherl ist heute allein.

Beim Verlassen des Parks gibt es noch den Blick auf ruhende Kanadagänse, auch unsere Familie mit der Graugans ist darunter.

Da das Wetter so schön ist, gehe ich wieder in den Park zurück, um mich auf einer freien Bank vor dem Eisernen Haus mit Blick auf die schönen Blumenrabatten zu entspannen. Ich bin nicht der einzige Besucher, der das Angebot an Bänken annimmt.

Graugänse fliegen über mir in Richtung ihres Schlafplatzes.

Als ich zum Parkplatz gehe, sehe ich oberhalb des Uhrturms des Nordflügels einen Turmfalken sitzen. (1755 steht für die Vollendung des Orangerietrakts. Das M steht vermutlich für Kurfürst Max III. Joseph.) Der Turmfalke scannt die Umgebung nach Beute, auch ich bekomme einen Moment seine Aufmerksamkeit, werde aber für zu groß eingeschätzt. Kurz darauf verlässt er seinen Ansitz und fliegt auf die umliegenden Wiesen zur Jagd.

Kategorie: Nymphenburger Schloßpark, Schlosspark 2020

von

Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

3 Kommentare zu “Nymphenburger Schloßpark 50”

  1. Fritz Siegel sagt:

    Beim Betrachten der Fotos von dem geglückten (Patchwork-) Familienausflug der Kanadagänse und der nicht so geglückten Landung zwischen weiteren Artgenossen, veranlaßt mich über Nähe und Distanz, individuellem Wohlfühlabstand und individuell geduldeter Intimität auch bei anderen Lebewesen nach zu denken und spüren.
    Vielen Dank Hans, das du dir die Zeit genommen hast und das du uns an deinen Beobachtungen teilhaben läßt.
    Wie du weißt beschäfftige ich mich seit Jahren mit mit der positiv bestärkten Ausbildung von Apportierhunden. Auch dabei ist Empathie eine sehr wichtige Eigenschaft.

  2. Berndt Mainhardt sagt:

    Note 1*** für eure tolle Arbeit, Hans und Fritz
    Es ist für mich und meine Frau immer eine große Freude, diese schönen Farben zu betrachten
    Euer alter Englischlehrer

    1. Fritz Siegel sagt:

      Vielen Dank für die „Blumen“.
      Diese besondern farbintensiven Bilder der Dahlien und Libellen habe ich gerade nocheinmal überarbeitet.
      Vielleicht gelingt es mir noch Hans dafür zu gewinnen einen Beitrag zu dem Nutzgartenbereich des Botanischen Gartens zu verfertigen mit dem Thema „Kraut und Rüben, Äpel und Birnen etc. und ihre Nützlinge wie Bienen, Falter etc.
      Hier einige Beispiele zu Obstsorten, allerdings gezeichnet.

      Die zunächst als KZ-3 bekannte und später in Korbiniansapfel umbenannte Obstsorte züchtete Korbinian Aigner, genannt der “Apfelpfarrer”, während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau. Aigner, ein bayerischer Dorfpfarrer, wurde mit Geldstrafen belegt, gefangen genommen und schließlich ins KZ verschleppt, weil er in den 1930er Jahren offen den Nationalsozialismus kritisiert hatte. Er griff die Nazis in seinen Predigten an, weigerte sich, Kinder auf den Namen Adolf zu taufen, und erkannte die Hakenkreuzfahne nicht als Nationalflagge an. In Dachau und Sachsenhausen musste er Zwangsarbeit in der Landwirtschaft leisten; er legte einen Garten mit Heilkräutern an.

      Ausgerechnet im Konzentrationslager gelang es Aigner, neues Leben in Form von vier neuen Apfelsorten zu schaffen. In jedem Jahr seiner Gefangenschaft entwickelte er jeweils eine Sorte, die er heimlich KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ 4 taufte. Heute wird nur noch die Sorte KZ-3 angebaut. Seit den 1980er Jahren (Ergänzung des Admininstrators: seit 1985) ist sie unter dem Namen Korbiniansapfel bekannt, bis dahin trug sie ihren ersten, lakonischen und wenig heldenhaften Namen. Wenn Aigners Züchtung neuer Apfelsorten ein poetischer Akt des Widerstands im Angesicht des Völkermordes war, so bringen die Namen, die er ihnen gab, zum Ausdruck, dass keine Manifestation des Lebens von der Pervertierung des aufgeklärten Denkens im Faschismus unberührt exisitieren konnte. In diesem Licht betrachtet, bilden Aigners KZ-Äpfel ein bewegendes Symbol für den Holocaust als den Sündenfall der Moderne.

      Aigner war auch Künstler; sein Werk ähnelt dem eines Konzeptkünstlers, der unbeirrbar über Jahrzehnte demselben ästhetischen Dogma folgt. Überfünfzig Jahre, von den früheren 1910ern bis in die 1960er Jahre, schuf er etwa 900 Zeichnungen im Postkartenformat, die verschiedene Äpfel und Birnen einzeln oder in Paaren zeigen. Zusätzlich zur Präsentation dieser Zeichnungen auf der dOCUMENTA (13) ist ein Korbiniansapfelbaum in der Karlsaue gepflanzt worden – ein informelles (Gegen-)Denkmal, das dem in Dachau entspricht:

      “Auf einem kleinen Platz, der von Bürogebäuden und den Geschäftsräumen eines Autohändlers umgeben ist, gleich neben dem Museum der Dachauer Gedenkstätte, hat jemand auf einer Grünfläche […] im zu Ehren einen zierlichen Apfelbaum gepflanzt; eine kleine Plakette erzählt seine Geschichte an der Stelle, wo einmal der Dachauer Kräutergarten war mit all den Schmerzen, die sich mit ihm verbanden, wo einmal der Salbei und der Rosmarin und die Petersilie und die Apfelbäume und die Heilkräuter wuchsen und den Menschen zusahen und sich stumm vor ihnen entsetzten.”

      aus dem Katalog der dOCUMENTA (13) von 2012

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