Reiseberichte, Weißrussland
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Weißrussland – Belarus: Teil 2

07.05.2018: Bielaviežškaja Pušča: Bruchwasserläufer, Wendehals, Seeadler, Schelladler, Braunkehlchen, Wiesenschafstelze, Ringelnatter, Steinhummel, Wespenbussard, Kürbisspinne, Kleiner Heufalter, Plattbauch, Kleiner Feuerfalter, Kranich, Rohrweihe, Vierfleck, Bekassine, Bartkauz

08.05.2018: Waldvögel im Weltnaturerbe-Gebiet: Zwergschnäpper, Sibirische Winterlibelle, Blauflügel Prachtlibelle, Grauschnäpper, Mäusebussard, Holzhaus, Siemens-Bauunion Waage, Eintagsfliege, Schwarzstorch, Halsbandschnäpper, Großer Perlmutterfalter, Spechtschmiede, Rehe, Wisent, Rohrweihe, Rotfuchs

07.05.2018: Bielaviežškaja Pušča

Am Morgen geht es in die Bielaviežškaja Pušča, dem größten Wald Europas mit urwaldartigen Strukturen. Bruchwasserläufer fliegen zu ihrem morgendlichen Standort. Bei einem kleinen Dorf sehe ich zum ersten Mal einen Wendehals.

Bei der Ausschau nach Schelladlern gibt es erstmal ein kleines Spektakel am Himmel zu sehen. Ein Seeadler mit einem Fisch in den Fängen nähert sich, verfolgt von einem Kolkraben. Es findet direkt über mir ein Luftkampf statt, bei dem der kleinere Kolkrabe flinker und wendiger ist und den Seeadler am Ende in die Flucht schlägt. Es geht alles sehr schnell.

Nur wenige Minuten später erscheint das gesuchte Objekt der Begierde, ein Schelladler. Dieser mittelgroße Adler kommt in Mitteleuropa nur im Osten Polens als Brutvogel vor, nach Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis zum Pazifik. Die Art bewohnt naturnahe, gewässerreiche Waldlandschaften und ernährt sich vor allem von kleinen bis mittelgroßen Säugetieren und Wasservögeln.

An anderer Stelle singen Braunkehlchen Männchen auf ihren Sitzwarten. Eine männliche Wiesenschafstelze im Prachtkleid hält Ausschau. In sumpfiger Umgebung schwimmt eine Ringelnatter durch das Wasser. Eine Steinhummel sucht Nektar und ist mit Blütenstaub bedeckt.

Im einzigartigen Dzikoje-Gebiet ist ein Wespenbussard zu sehen.
Eine Kürbisspinne ist angenehm hautfreundlich. Ein Kleiner Heufalter (Coenonympha pamphilus), eine männliche Plattbauch Libelle und ein Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) sind auf Wiesen und Waldrändern unterwegs.

Ein Kranich im Prachtkleid ist in sicherem Abstand auf Futtersuche. Rohrweihen überfliegen das Gebiet. Auf Schilfhalmen ruht eine männliche Vierfleck Libelle (Libellula quadrimaculata).

An anderer Stelle war ein besonderes Spektakel von Bekassinen zu sehen. Sehr charakteristisch ist das so genannte „Wummern“ oder „Meckern“, das während der Balzflüge vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung zu hören ist. Dabei handelt es sich um einen Instrumentallaut, der durch die speziell versteiften, äußeren Steuerfedern erzeugt wird. Das balzende Männchen, seltener auch das Weibchen, lässt sich aus meist etwa 50 m Flughöhe in einem Winkel von 45–90° herabfallen, wobei die abgespreizten äußeren Steuerfedern im Luftstrom vibrieren und ein summendes Geräusch von sich geben. Das Tremolo wird dadurch erzeugt, dass der Luftstrom in schnellen Abständen von den ebenfalls abgespreizten Flügeln unterbrochen wird. Da der Vogel im Hinabgleiten schneller wird, steigt auch die Lautstärke etwas an.

Als Höhepunkt geht es am Abend zu einer Stelle, an der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Bartkauz zu sehen ist. Und so ist es dann auch.

08.05.2018: Waldvögel im Weltnaturerbe-Gebiet

Heute verbringe ich den Tag im weißrussischen Teil des „Alten Waldes“, der viel größer und wilder ist, als der berühmte Bialowieza-Wald in Polen.

Um 5 Uhr morgens bei einem Morgenspaziergang wird ein männlicher Zwergschnäpper entdeckt. Zuerst dachte ich, es ist ein Rotkehlchen.

Eine weibliche Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) und männliche Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) ruhen auf Blättern am Waldrand. Ein Grauschnäpper singt sich die Seele aus dem Leib. Ein Mäusebussard überfliegt die Gegend. Noch sind viele alte Holzhäuser zu sehen, aber sie werden in den nächsten Jahren vermutlich alle Häusern aus Steinen weichen. Auch eine alte Waage von Siemens-Bauunion wird gefunden. Als ich mich mit der Aufnahme einer Eintagsfliege beschäftige, überfliegen zwei Schwarzstörche meinen momentanen Aufenthaltsort.

Zurück im Wald werden Halsbandschnäpper gesichtet. Ein Großer Perlmutterfalter (Argynnis aglaja) macht eine kurze Rast auf einem Busch. Ein toter Baum dient als Spechtschmiede. Das muss ich kurz erklären. Laut Wikipeida wird unter Schmiede (englisch anvil, wörtlich ‚Amboss‘) in der Vogelkunde eine natürliche oder künstlich adaptierte Stelle in Bäumen oder auch Gemäuern und Felsen verstanden, in denen verschiedene Vogelarten hartschalige Nahrungsobjekte wie Nüsse oder Käfer einklemmen, um sie dort bearbeiten und für den Verzehr vorbereiten zu können. Da vornehmlich Spechte diese Methoden entwickeln, spricht man auch von Spechtschmieden.

Am späten Nachmittag wird eine Gruppe Rehe gesichtet, die Richtung Wald unterwegs ist. Und auch einige Wisente sind aus dem Wald zum Fressen gekommen. Rohrweihen jagen über den Wiesen, ein Fuchs nähert sich neugierig. Eine Rehgeiß nähert sich dem Wald, vor dem ein mächtiger Wisentbulle neugierig den Fotografen beobachtet.

Kategorie: Reiseberichte, Weißrussland

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Naturfotograf, Citizen Scientist Mitglied im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München e.V.

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